Mariam Noheh-Khan ist zweite Belecker Stangenkönigin

Solche Momente gibt es wohl nur unter einer Vogelstange: Eigentlich tritt man – oder in diesem Fall besser frau – an, um den Aar aus dem Kugelfang zu holen, passiert es dann, ist das Wechselbad der Gefühle im Gesicht des erfolgreichen Schützen – in diesem Fall besser Schützin – immer besonders sehenswert. Auch Mariam Noheh-Khan  erging es am Samstag so. Die Lebensgefährtin von Oberst Rüdiger Schulte machte nie ein Geheimnis daraus, dass sie sich dafür einsetzt, „dass Frauen im Schützenwesen nicht vergessen werden“. Konsequent war da, dass sie auch zum Schießen auf den Stangenvogel antrat – zum zweiten Mal in der Geschichte der Bürgerschützen war dies am Wochenende überhaupt möglich. Als ihr dann tatsächlich der finale Schuss (124. laut Schießmeister Lukas Mimberg) gelang, schlug sie fast synchron mit dem Oberst die Hände vors Gesicht – ungläubig, dass ihr Wunsch nun in Erfüllung ging. „Damit hab ich jetzt nicht gerechnet“, war ihre erste Reaktion, doch Sekunden später strahlten beide über das ganze Gesicht. Auch die vielen Besucher freuten sich, dass das Schießen auf den „kleinen Vogel“, das irgendwie auch ein Schießen Frau gegen Mann war, von einer Frau gewonnen worden war, die 100%ig hinter der Idee steht, dass Frauen auf Schützenvögel anlegen dürfen sollten. Dass Mariam Noheh-Khan diesen emanzipativen Gedanken nicht erst seit gestern hegt, zeigt auch, dass sie seit einigen Jahren Mitglied bei den Frauenschützen Münsterland ist und am 10. September in Borken dabei sein wird, um dort auf den „richtigen“ Aar anzulegen. 

Das Schießen auf den Stangenvogel am Freitag hatte viele Besucher angezogen und – obwohl es keine Reglung dafür gab – zeigte sich die lange Schlange der Wartenden vor dem Schießstand meistens abwechselnd aufgestellt: Nachdem ein Mann geschossen hatte, folgte eine Frau. Die weiblichen Schützen – so schien es – waren dabei meist treffsicherer und entlockten dem Vogel häufiger einen Späne-Regen. Fast machte es den Eindruck als wollten die Frauen sich die Trophäe – die 2019 erstmalig Petra Blanke für sich erringen konnte – nicht mehr nehmen lassen wollen. Dass die Besucher nach dem finalen Schuss von „Prinzgemahl“ Rüdiger Schulte scherzhaft verlangten: „Jetzt musst du beim Vogelschießen nächste Woche nachziehen“, ließ dieser unkommentiert. Der Oberst freute sich aber sichtlich über den Erfolg „seiner“ Stangenkönigin und auch über die gut besuchte Veranstaltung: „Ich wünsche mir am Montag genauso viele Schießwillige unter der Stange.“ iz

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