Jetzt endlich richtiges Lager eingebaut – lange Suche und gute Tipps von Fachfirma 

Das neue Lager an der Welle des Wasserrades während der Montage.

Es gab in den letzten Jahren am Sägegatter von Stütings-Mühle immer etwas zu tun. So hatten die Mitarbeiter des Arbeitskreises erst vor einigen Monaten das Fundament für den automatisch laufenden Schlitten am Gatter erneuert. Es war so geschädigt, dass die Bohlen ungleichmäßig wurden. Diese Reparatur ist jetzt erfolgreich abgeschlossen. 

Eine weitere Baustelle ist eher eine Dauerbaustelle und das schon seit vielen Jahren. Das Lager des Wasserrades schwebt wie ein schwarzer Schatten über das Mühlengebäude und ihren technisch versierten ehrenamtlichen Mitarbeitern. Viele Jahrzehnte drehte sich das Wasserrad mit seinen über zwei Tonnen Gewicht und einer über drei Meter langen Welle auf beiden Seiten störungsfrei in einem Rollenlager. Davor, man kann es nicht mehr genau nachvollziehen sogar in einer Lagerung, einem sogenannten Katzenkopf. In vielen Wassermühlen laufen die Wasserräder noch heute reibungslos in solchen Lagerungen. 

Das Wasserrad war nach der Stilllegung der Anlage in den 1960er Jahren verfallen und durch die Initiative einiger Sänger des Belecker Männerchores zu Beginn der 1980er Jahre wieder aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude sollte ein Wahrzeichen für Belecke werden. Doch der Weg dorthin war sehr steinig. Zunächst wurde das Wasserrad nach alten Vorlagen aus frischer Eiche zugeschnitten und 1986 eingebaut. 

Heinz Schluer prüft mit dem Stethoskop den Gleichlauf des neuen Lagers.

Natürlich wechselten die Männer des Arbeitskreises auch die Lager des Rades aus. Jetzt, 36 Jahren später läuft das an der Wasserradwelle eingebaute äußere Lager problemlos. Große Probleme bereitet hingegen das Lager an der Innenseite im Gebäude, direkt an der Kupplung zum Antriebsbereich für das Sägegatter. Zunächst drehte sich das Wasserrad über acht Jahre zur Zufriedenheit aller und das Erscheinungsbild mit dem sich drehenden Wasserrad von Stütings-Mühle war es ein Hingucker. 

Doch dann begann die Pechsträhne. Schleif- und Reibegeräusche und quietschen holte die Männer auf den Plan. Schnell stand fest: „Ein Lagerschaden“. Das Rad wurde gestoppt. Wen konnte man fragen? Weil viele Mühlen in Deutschland und den Nachbarländern nicht mehr mahlen, gibt es nur noch sehr wenige Mühlenbauer. Drehende Achsen sind eigentlich kein Hexenwerk, also unternahmen sie einen ersten Reparaturversuch. Sie bauten sich Eigenkonstruktionen, holten Lager-Fachleute hinzu, schauten sich andere Mühlen an und probierten immer wieder etwas Neues aus. Mal hielt das Lager einige Wochen, mal nur wenige Tage oder nur eine Wasserradumdrehung. Da stand fest: das Problem ist sicherlich größer als zunächst angenommen. Die Männer waren verzweifelt. Sie untersuchten die Toleranzen der Welle, massen die Unwucht, doch alles schien im Bereich des Erlaubten zu sein. Dann kam die Idee die alte Technik mit den Katzenköpfen wieder zu aktivieren. Auch darüber informierten sie sich bei einem der noch wenigen Fachleute in der Nähe von Minden. Letztendlich scheiterte die alte Lagertechnik am Preis, es sollte eine knapp fünfstellige Summe kosten. Zu teuer, da waren sich alle einig. 

Hanjo Körling und Heinz Menke wechselten vor einigen Tagen das neuen Pendellager im engen Arbeitsbereich zwischen Riemenscheiben und Wasserrad aus. 

Heinz Menke, seit einigen Jahren Ideengeber in der Gruppe wenn es kniffelig wird, telefonierte mit einem Fachmann der Firma Fröhlich und Dörken in Sporkhövel. Spezialisiert auf Kugellager, Wälzlager und Lineartechnik.Nach Problemanalyse hatte der Fachmann schnell das richtige Produkt für das Wasserrad an Stütings-Mühle. Es handelt sich bei diesem Lager um ein Pendelrollenlager. Dieses Lager kann auch bei weniger als 30 Umdrehungen pro Minute die minimalen Toleranzen von wenigen Zehntel Millimeter ausgleichen. Schon ein paar Tage später kam ein 40 Kilogramm schweres Paket mit der Post bei Menken an. Eine Lieferung ohne Rechnung. Fröhlich und Dörken freute sich so sehr darüber, dass sie mit ihrem Lager den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Arbeitskreises helfen konnte. 

Heinz Menke und Hans-Josef Körling machten sich an die Arbeit. Sie liessen in der Ausbildungswerkstatt der Siepmann-Werken eine Hülse für die Welle drehen, fertigten eine Bodenplatte aus Stahl an und begannen mit dem Aufbau. Danach herrschten ganz andere Geräusche im Keller der Mühle, kein Reiben und Knarren, alles lief und drehte sich sehr ruhig. „Gerne nehmen wir das Maschinen-Stethoskop zur Hand, prüfen mit der Sonde das Lager und bis jetzt läuft alles zu bester Zufriedenheit“, so Heinz Schluer nach der Reparatur.

Diese Eigenkonstruktionen waren nicht von langer Dauer, schon nach wenigen Tagen war die vermeintlich gute Idee nur noch Schrott.

Sie wollen noch einige Tage warten, dann beginnen sie mit dem Auswechseln der Flachriemen. Seit vielen Jahren versehen sie ihren Dienst und sind einfach aufgebraucht. Erst dann schließen sie wieder den Kupplungsmechanismus an die Welle des Wasserrades und es wird sich zeigen, ob die Entscheidung mit dieser Lagerung richtig war. Die Herren hoffen darauf sagen zu können „Die Reparatur hat sich gelohnt!“ (msp 13.9.2022)

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