Heinrich-Kamp-Straße, heute würde sie Eberhard-Kamp-Straße genannt

Wo kommt der Straßenname her, welche Bedeutung hat er und wie gehen die Bewohner damit um. Diese Frage stellen sich sicherlich viele Bürger. Dazu gehört auch die Heinrich-Kamp-Straße im Belecker Westen. 

Links Heinrich-Kamp-Straße, rechts Beukenbergstraße im Vordergrund die Paul-Gerhardt-Straße

Diese Straße ist zusammen mit der Beukenberg-Straße die älteste Belecker Straße westlich der Bundesstraße 55. Ihr Ursprung hängt direkt mit der Industrialisierung an der Wester mit seinen vielen kleinen Betrieben zur Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen. In Belecke waren es die Linnhoffsche Fabrik, zunächst als Hammer Union, dann Westfälische Union und später Phönix-Werke. Sie hatten eines gemeinsam, sie produzierten mit ihrem Drahtzug Nägel. Nägel für den Weltmarkt, denn es wurde um die Jahrhundertwende schon bis nach Japan und China exportiert. Die Westfälische Union stellte ab 1887 den Betriebsangehörigen kostengünstiges Bauland zur Verfügung, das sie von den Belecker Bauern erworben hatte. Zur damaligen ein sehr großartige Engagement. Die Baugrundstücke waren etwa acht Ar groß. „Von meinem Vater weiss ich“, erzählte Friedel Schröder, „unser Grundstück ist 1600 Quadratmeter groß und kostete zusammen mit dem Haus 5000 Goldmark, Einzugstermin war der 1. August 1898.“ Die ältesten Häuser sind von 1888. Die Bauzeit in der Kamp-Straße zog sich bis etwa 1914 hin, denn in dem Jahr zog Familie Rodehüser in ihr Haus ein. Die Bausubstanz war für die Zeit sehr solide. Der Keller und Fundamente aus Belecker Kalkstein, die Außenwände aus Ziegel gemauert, nur der Innenausbau wurde in Fachwerk gezimmert. Einige Häuser sind als komplettes Fachwerkhaus gebaut, dies ist noch heute zu erkennen. Noch heute gibt es einige Baulücken, das Haus Menning wurde 2006 angerissen und durch ein Neues ersetzt. 

Übungsobjekt Haus Henning, kurz vor dem Abriss, das Interesse der Anwohner war großartig.

Ihren Namen trugen die Kamp-Straße und die Beukenbergstraße von den damaligen Direktoren der Stiftfabrik bis ins Jahr 1974. Nun gab es in Mülheim, Hirschberg und Warstein weitere Kamp-Straßen. Im Stadtrat einigte man sich, dass die Straße mit den meisten Anwohnern seinen Namen behalten solle. Also musste für Belecke ein neuer Name her. Dazu trafen sich die Anwohner bei Karl-Heinz Eickhoff in dessen Gartenhütte um Vorschläge zu beraten. Schnell war man sich einig, den Vornamen von Kamp, dem damaligen Direktor der Westfälischen Union zu nehmen. Nur welchen Vornamen hatte er? Keiner der Anwesenden wusste es. Sie befragten ältere Anwohner, aber ein sicheres Ergebnis blieb offen, man einigte sich auf den Namen Heinrich. 

Mit dem Start der kommunalen Neuordnung am 1. Januar 1975 wurden die Schilder aufgestellt. Kurze Zeit später meldete sich der Erbauer des Hauses von Kamp-Straße 6, Clemens Siedhoff aus Hamm, dass der Direktor Eberhard Kamp geheissen habe. Die Meinung von Friedel Schröder: „Trotzdem leben wir heute gut damit.“ 

Heinrich-Kamp-Straße, sie müsste eigentlich Eberhard-Kamp-Straße heißen.

Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde die Fertigung im Drahtzug von heute auf morgen eingestellt, über 300 Männer wurden arbeitslos. Ohne Arbeitslosenversicherung eine sehr schwierige Zeit für Belecke. Viele der Betriebsangehörigen zogen mit ihren Familien nach Hamm. Dort hatten die Phönix-Werke eine weitere Produktionsstätte. Durch die Stilllegung des Werkes konnte die erst fünf Jahre alte Belecker Feuerwehr sämtliches feuerwehrtechnisches Gerät erwerben, denn die Phönix-Werke waren sehr fortschrittlich, sie hatten bereits eine Werksfeuerwehr. 

Moderne Architektur neben Häusern aus dem vorletzten Jahrhundert.

Der Name der Beukenberg-Straße ist bis heute erhalten. Ein weiterer Direktor der Westfälischen Union, Linnhoff, nach ihm wurde die Verbindungsstraße von der Beukenberg-Straße zur Hirschberger-Straße benannt. Doch diese Person war bei seinen Mitarbeitern nicht sonderlich beliebt. Da an der Linnhoff-Straße die neu erbaute Heilig-Kreuz-Kirche steht, einigten sich die Kolping-Familie, Kirchenvorstand mit Pastor Helmut Strohbach in den 1960er Jahren, diese Straße in Adolph-Kolping-Straße umzubenennen. Leider ist bei der Übertragung des Namens aus Adolph, Adolf geworden. Doch einigen damals noch lebenden ehemaligen Betriebsangehörigen der Phönix-Werke war es eine Genugtuung. 

Nachdem die Heinrich-Kamp-Straße jetzt schon über 130 Jahre alt ist, ist der Zusammenhalt der Anwohner immer noch ungebrochen. So hatten sich vor einigen Jahren mehrere Männer verantwortlich gefühlt und den komplett verfallenen Handweiser am Priemplatz zu erneuern. Diesen Kreuzungspunkt Belecke – Hirschberg – Sichtigvor – Warstein überquerten die Arbeiter aus dem Möhnetal täglich wenn sie zur Arbeit nach Warstein zum Reckhammer, Puddelhammer oder zur „Nagelbude“ gingen, sie nannten diesen Weg auch Nagelpfad.

Steinmetz Christoph Keiper trägt mit seinen Arbeiten zur Verschönerung der Heinrich-Kamp-Straße bei.
In Reih und Glied, die Papiertonnen in der Heinrich-Kam-Straße.

Die alle zwei Jahre stattfindende Kreuzprozession führt ebenfalls durch die Heinrich-Kamp-Straße. Station ist am Heiligenhäuschen von Franz Pankoke. Franz Pankoke, Anwohner der Heinrich-Kamp-Straße, fällte zum Ende des 19.Jahrhunderts im Wald einige Bäume und durch einen Unglücksfall fiel ein Baum auf ihn. Ohne fremde Hilfe konnte er sich aus dieser Lage nicht befreien. Durch seine Gebete bat er Gott um Hilfe und gelobte, wenn er befreit würde, am Waldrand ein Heiligenhäuschen zu erbauen, er baute es noch vor der Jahrhundertwende aus Anröchter Stein.

Ein besonderer Dank an Friedel Schröder der mir bei der Ausarbeitung dieses Berichtes unterstütze. (msp)

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