Anradeln bei Schneefall und Sonnenschein

Traditionsveranstaltung von ADFC und Stadt Warstein mit vielen Teilnehmern – „Steine und mehr in Warstein“

Fast wäre das traditionelle Anradeln dem Wetter zum Opfer gefallen, aber Organisatorin Rita Cordes und die Stadt Warstein waren sich einig: „Wir radeln, auch wenn es schneit!“. In diesem Jahr unter dem Motto „Steine und mehr in Warstein“, eine 25 Kilometer lange Strecke um den Ortsteil Warstein. Gestartet wurde diesmal bei Schneefall am Wilkeplatz und als die aus Belecke angeradelten am Warsteiner Marktplatz eintrafen schien die Sonne, es konnte nicht besser sein. Sylvia Lettmann, neue Leiterin des Stadtmarketings, begrüßte alle Radler und freute sich über die gute Teilnehmerzahl. „Der erste Tourist ist der Bürger, wenn es ihm hier gefällt, dann können wir unsere Stadt mit den vielen Sehenswürdigkeiten auch den Touristen aus Nah und Fern empfehlen“, meinte sie und wünschte allen eine informative Radfahrt. 

Markus Teutenberg, Leiter des Warsteiner Bauhofs, und Rita Cordes erklärten die Wichtigkeit der neuen Knotenpunktleitsysteme, die es im Kreis Soest, Hochsauerlandkreis, Kreis Olpe und weit darüber hinaus gibt. An markanten Punkten sind Schilder aufgestellt, an denen sich jeder Radfahrer auch ohne Karte orientieren kann und seine Radtour nach belieben auswählt. Diese sind mit roten Nummern über den Knotenpunktenschildern gekennzeichnet und zeigen den Weg in verschiedenen Richtungen mit weiteren Nummern an. Auf den Hinweisschildern mit Landkarte ist neuerdings ein Rettungspunkt aufgeführt. Wenn es zu einem Notfall in der Nähe eines Kontenpunktes kommt und die 112 angerufen wird, sollte man auch die Rettungspunkt-Nummer SO… mit angeben. Somit können die Rettungskräfte schneller einen Einsatz koordinieren. 

Über die Lindenstraße, dann durch Suttrop fuhren die Radler den ersten Haltepunkt, den Kalkofen an. Hier wurden sie von Ansger Knülle und Bernhard Meyer begrüßt. Kalköfen haben in Suttrop eine lange Tradition. „Es gab Zeiten, da brannten in Suttrop drei Kalköfen und der Letzte von 1890 ununterbrochen bis 1954. Nun hatte man vor zehn Jahren die Idee einen kleinen Kalkofen nach alten Zeichnungen zu bauen, heute ist es ein Gelände, direkt am Diamantenpark, mit großem Kalkofen und einem Informationsgebäude. Alles in guter Zusammenarbeitet aller Suttoper Vereine“, berichtete Meyer. Jedes Jahr am zweiten Wochenende im August wird der Kalkofen angezündet und brennt drei Tage, für die Suttroper und ihre Gäste ist es ein echtes Dorffest. Dabei wird im Kalkofen bei mehr als 1000 Grad Celsius aus Kalkstein Brandkalk gewonnen, früher ein Baustoff ist er heute in der Industrie unverzichtbar. Man findest ihn in Zahnpaste, als Zusatzstoff in der Stahlerzeugung, in Lacken, Kohlekraftwerken zur Entschwefelung und vielen anderen Produkten. Nach den Anstrengungen der ersten Etappe gab es von der WVG kleine Häppchen und Getränke für die Radfahrer.

In unmittelbarer Nähe des Kalkofens befindet sich direkt über einem aktiven Kalksteinbruch eine Aussichtspunkt. 45 Meter geht der Blick in die Tiefe und nach den Aussagen von Meinolf Kreggenwinkel soll der Kalk noch zehn bis 15 Meter tiefer abgebaut werden. Eines ist hier zu beachten: nur fast einen Kilometer weiter liegt der Quellbereich der Lörmecke. Das hier gewonnene Wasser versorgt die Menschen in Anröchte, Erwitte und weiteren Gemeinden auf dem Haarstrang mit Trinkwasser. 

Bei Sonnenschein führte Rita Cordes die 26 Radfahrer vom Kalkofen, durch den Enkelbruch ins Wästertal und den Berg hinauf zur „Grube David“ in unmittelbarer Nähe des Gasthofes „Zur Platte“. Im Eisenerzbergwerk wurden bis zu 20000 Tonnen Erz pro Jahr aus bis zu 70 Meter Tiefe gefördert und mit einer Seilbahn über den Berg bis ins Wästertal zur Verladung transportiert. Doch zum Ende der 1940er Jahre lohnte sich die Förderung nicht mehr, der Erzanteil lag nur noch bei 20 – 40 Prozent. Noch heute kann man einige Betonfundamente der Seilbahn finden, auch die Verladerampe ist noch zu erkennen. Zwischen der L735 und dem Hirschberger Bach findet man heute noch die Trafostation, hier war die Stromeinspeisung für das Bergwerk. 

Am Kahlenbergsweg endete für die Warsteiner das diesjährige Anradeln, die aus Belecke gekommenen Radler radelten am Hirschberger Bach, dem Schorenbach bis zur Gaskugel und weiter durch das Wästertal nach Belecke. Hier wurde sie noch einmal von einem starken Schneeschauer überrascht. Sylvia Lettmann bedankte sich bei allen Radlern für ihre Teilnahme und hofft, dass das Anradeln im nächsten Jahr unter besseren Wetterbedingungen stattfindet. (Text und Fotos: msp 24.4.2016)

 

 

 

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