Am 4. Juni wird sich zum 577. Mal der Belecker Sturmtag jähren, der als ein Teil der „Soester Fehde“ von 1444 bis 1448 an ein kriegerisches Ereignis am Mittwoch vor Pfingsten 1448 erinnert. Für viele Beleckerinnen und Belecker ist die Geschichte der siegreichen Bürgerschaft gegen ein übermächtiges Soester Heer sehr bekannt. Doch was war die „Soester Fehde“? Wer kämpfte damals gegen wen und warum begann dieses Ereignis?

Um diese Fragen zu beantworten hatte der Kultur- und Heimatverein Badulikum Dr. Norbert Wex aus Soest im Rahmen des 17. Werkstattgespräches in die Bücherei eingeladen. Wex studierte Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaften in Münster und promovierte zur „Einführung der Revidierten Städteordnung in Westfalen“. Seit 2001 ist er Leiter des Soester Stadtarchivs und der wissenschaftlichen Stadtbibliothek.
„Ich gehe mit Vorsicht an dieses Referat, denn die Belecker kennen sich mit ihrer Geschichte sehr gut aus, zumal sie erst vor zwei Jahren für den Sturmtag die Auszeichnung „immaterielles Kulturerbe“ erhielten“, begann er seine Ausführungen. „Es ist aber wirklich so, das ich über die Soester Fehde referieren kann, ohne auch nur einmal die Stadt Belecke nennen muss. Der Sturmtag hier war für die gesamte Fehde zu unbedeutend. Doch wir können alle sehr zufrieden sein!“, resümierte er die Geschichte vor etwa 40 interessierten Heimatfreunden.
Es begann bereit im 13. Jahrhundert, Soest war eine bedeutende Handels- und Gewerbestadt mit einer führenden Stellung in der Hanse. Gegenüber dem Kölner Erzbischof handelte sie weitgehend selbstständig, hatte dadurch aber den Schutz des Landesherren verloren. Aus diesem Grund näherten sie sich dem benachbarten Herzogtum Kleve-Mark an und wirkten so gegen den Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden. Der Konflikt war geboren. Sein Nachfolger verschärfte die Konkurrenz zwischen den Häusern Moers, Hoya und Kleve. Doch der Erzbischof betrieb eine durchaus wohlwollende Politik gegenüber den Soestern, er unterstützte sie 1433 sogar bei der Einführung einer Ratsordnung und die Befestigung der Stadt.
Doch es kam zu Streitereien durch eine ungerecht angesehene Steuerforderung in den Jahren 1435/37 unter maßgeblicher Führung der Stadt Soest. Der Erzbischof wollte die Stadt isolieren, damit sie ihre Oppositionsrolle verliert. Es kam zu einem Kompromiss, die Forderungen des Erzbischofs auf einer fünf Meter langen Schriftrolle war aber sehr umfangreich. „Aus heutiger Sicht waren es viele kleine Kinkerlitzchen, aber so ist es vielfach heute noch bei derartigen Streitigkeiten“, meinte Wex.
Soest wollte an die Freundschaft zu Kleve weiter festhalten, trotz eines Richterspruchs des königlichen Kammergerichts. Die Stadt teilte dem Herzog das Scheitern der Verhandlungen mit, worauf dieser am 16. Juni 1444 dem Erzbischof die Fehde ansagte. Einige Tage später wurde Johann von Kleve als neuer Landesherr bestätigt.
Durch verschiedenste Bündnisse konnte der Kölner Erzbischof eine Armee von 15.000 Mann zusammenstellen, dazu gehörten noch 12.000 böhmische Söldner und Adelige. Der ausgebrochene Konflikt führte zu einer fünf Jahre währenden Fehde zwischen dem Erzbischof von Köln, dem Herzog von Kleve und der Stadt Soest auf der anderen Seite. Anfangs lagen die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Hellwegregion und am Niederrhein, später verlagerten sie sich auf die Stadt Soest und die Städte des Herzogtums Westfalen.
Von diesen Auseinandersetzungen waren besonders kleine Orte, Höfe, Siedlungen und durch Stadtmauern geschützte Orte betroffen, denn die Söldner mussten mit Lebensmitteln versorgt, Verletzte behandelt werden. Auf ihrem Weg durch das Möhnetal zogen sie von Rüthen und Kallenhardt kommend im Jahr 1448 dem Mittwoch vor Pfingsten auf die durch eine Stadtmauer geschützte Stadt Belecke zu. Die Belecker wehrten sich so gut sie konnten, doch es gab viele Tote. Dazu gehörte auch der damalige Bürgermeister Wilke, er wurde von einem Pfeil tödlich getroffen. So wurde es überliefert und daran erinnern sich die Belecker immer wieder, in diesem Jahr zum 577. Mal. Erst 1449 endete die Soester Fehde durch den Schiedsspruch von Maastricht und die Vorherrschaft von Köln gehörte der Geschichte an. Im Spätmittelalter war die Stadt Soest eine bedeutende und reiche Stadt, nach der Soester Fehde verlor sie ihre Blütezeit. Dann folgte die Reformation, Soest wurde evangelisch und später die Säkularisation. „Soest hat viele Jahrhunderte auf ihre Privilegien bestanden und hat viel Neues verpasst. Soest wird keine Großstadt und Belecke auch nicht!“, so die Schlussworte von Dr. Norbert Wex.
Martin Mühlenschulte, erster Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins bedankte sich bei dem Referenten und lud alle Teilnehmer des 17. Werkstattgesprächs und alle Belecker zum Sturmtag am 4. Juni 2025 an Stütings-Mühle ein. (msp)