Das Nachtwächtersingen am Vorabend des heiligen Abends hat schon eine lange Tradition und wird von den Männern in ihren schwarzen Pelerinen und Laternen gerne gepflegt. Sie hatten vor 35 Jahren, kurz nach ihrer Gründung, die Idee Weihnachtslieder für die Bürgerinnen und Bürger zu singen. Zunächst nur in der Belecker Altstadt und seit vielen Jahren im gesamten Stadtgebiet. Um die Belecker auf das Weihnachtsfest einzustimmen singen sie Weihnachtslieder, tragen weihnachtliche Gedichte vor und erzählen gerne Geschichten an sechs verschiedenen Standorten und viele Besucher erfreuen sich daran. Nur so schaffen sie eine festliche und zugleich andächtige Atmosphäre.
In diesem Jahr war dieses Nachtwächtersingen erstmalig vom neuen Zunftmeister Engelbert Stemper angeführt. Zur musikalischen Unterstützung sorgten einige Musiker der Musikvereinigung. Und die Besucher, es werden seit einigen Jahren immer mehr, stimmten gerne in die Lieder ein und stärkten so das Gemeinschaftsgefühl. Viele fanden hier mit dem Auftritt der Nachtwächterzunft einen Moment der Ruhe und Besinnlichkeit. Dieses Singen brachte die Menschen zusammen und fördert so die Verbundenheit zur Tradition.
Karl-Hans Vahle, bis Anfang des Jahres noch Zunftmeister der Belecker Nachtwächter, bot den Zuhörern immer wieder Besonderheiten in einer Weihnachtsgeschichte. In diesem Jahr erinnerte er an Friedrich Spee, der 1622 das bekannte Weihnachtslied „Oh Heiland reiß die Himmel auf“ komponiert hatte. Er war Dichter und couragierter Kämpfer für Menschenrechte und lebte im 30-jährigen Krieg, in einer Zeit der Hexenverfolgung mit autoritären Strukturen. „Diese Konstellationen lassen sich auf heutige autokratische Tendenzen in vielen Ländern der Erde übertragen. Diese Parallelen zwischen Spees Werk und der aktuellen Gegenwart verdeutlichen, wie Menschen immer in Zeiten von Unterdrückung und Krisen nach Hoffnung, Gerechtigkeit und Erlösung suchen“, so Vahle. Damit traf er die Gedanken der Besucher genau. „Aber sind wir optimistisch, die Erde bleibt doch bestehen“, meinte er.
Zum Schluß des Weihnachtssingens stimmten die Nachtwächter ihr eigenes Weihnachtslied an:
„Höret her, ihr Lieben Leut´
Frohe Weihnacht´wünscht Euch heut´
Und dazu zum Jahresschluss
Von uns noch ein lieber Gruss
Frohe Weihnacht wünscht Euch heute
Die Nachtwächter ihr lieben Leute
Möge Gott mit seiner Macht
Euch beschützen Tag und Nacht
Gesundheit Glück und Gottes Segen
Weiterhin auf allen Wegen
Und das alles soll gelingen
Diesen Wunsch wir Euch heut‘ bringen.
An diesem Abend gingen die Besucher mit einem innigen Weihnachtsgefühl zurück in ihre Wohnungen. Für die Nachtwächter war dieses Singen wieder einmal ein wohltuender Moment in ihrer 35-jährigen Geschichte. (msp)