Mehr als 300 Geschäfte in Belecke – 1945 – 1975

Einblick in eine Familienalbum – Feinkost Bittner fast 20 Jahre in Belecke –
Belecke in der Zeit des Wirtschaftswunders

Drei Geschäfte in den Pavillons an der Bahnhofstraße: Blumen Berger,
Feinkost Bittner und Elektro Baumeister.

Seit fast zwei Jahren recherchieren Mitglieder des Kultur- und Heimatvereins Badulikum zum Thema „Wirtschaftswunder“ in der Zeit von 1945 bis 1975. Eine Zeit in der es sehr viele Geschäfte, Handwerksbetriebe, Landwirte und Dienstleister gab, in der zum Beispiel der Bereich Lanfer komplett autark war. Es gab mehrere Lebensmittelgeschäfte, Schuhläden, Bäckereien, Kneipen, Maurer, Schreiner, Fliesenleger, Taxiunternehmer und Maler, sogar ein Möbelgeschäft gehörte dazu. Doch diese Zeit ist längst vorbei, doch sie bleibt bei den Heimatfreunden in Erinnerung. Aus diesem Grund möchten sie eine weitere Ausgabe der Belecker Buchreihe „Belecke. Lebendige Geschichte“, „Belecke in der Zeit des Wirtschaftswunders“ im nächsten Jahr herausbringen. Dieser Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt, denn vor 50 Jahren verlor Belecke seine Selbständigkeit und gehört nun durch die kommunale Neuordnung zur Stadt Warstein.

Besuch aus Herford bei Familie Bittner: „BR“ Britisches Kennzeichen NRW, „70″ das Auto war in Herford zwischen 1945 und 1956 zugelassen.

links der Pavillon, daneben die Post und hinten Gasthof Röttger

In diesem Zeitraum von 1945 bis 1975 gab es nicht weniger als 300 Geschäfte in Belecke. Diese haben die Heimatfreunde schon in den letzten Jahren aufgeschrieben. Sie hatten viele der ehemaligen Firmenbesitzer angesprochen. Dabei mussten sie die Kinder oder gar dessen Enkelkinder fragen und nach Gründungsjahren, besonderen Ereignissen, Firmenumzügen, Firmenschliessungen, Fotos, Meisterbriefen oder andere Erinnerungen fragen und recherchieren. Es ist immer eine mühselige und zeitaufwändige Arbeit, aber die Freude ist um so größer wenn sie ein altes Fotoalbum in den Händen halten. Erinnerungen kommen hoch und viele Belecker werden sich sicherlich daran erinnern. Die Alte Post, die Bahnhofstraße mit Kopfsteinpflaster, Dampflokomotiven und das gute alte Belecker Wasser von Borghoffs Fritz und seinen Söhnen abgefüllt.

Auslage und Einkäuferin vor Feinkost Bittner

Üppig gefüllte Regale im Feinkost Bittner auch mit Appels Bismarckheringe und Sardellenpaste.

Paul Bittner eröffnete zu Beginn der 1950er Jahre im Pavillon an der Bahnhofstraße ein Feinkostgeschäft, später übernahm sein Sohn Gerhard das Geschäft.

Und wie es bei solchen Arbeiten oft ein Zufall ist, von der Firma Feinkost Paul Bittner gibt es ein Familienalbum. Dieses wurde dem Heimatverein freundlicher Weise durch Manfred Bittner, dem Enkel des Feinkostbesitzers an der Bahnhofstraße zur Verfügung gestellt. Es ist ein Album mit vielen interessanten Ansichten, dies erkannten die Heimatfreunde sofort. Da ist zum Beispiel der Pavillon neben der ehemaligen Post in der Bahnhofstraße oder ein Kraftfahrzeug mit einem Nummernschild, als der hiesige Raum noch zur englischen Besatzungszone gehörte oder eine Ruhebank vom Verkehrsverein gestiftet. 

Feinkosthändler Paul Bittner stammte aus Bad Altheide, Grafschaft Glatz in Schlesien und hatte dort drei Feinkostgeschäfte. Nach Kriegsgefangenschaft und Vertreibung zog es Paul Bittner mit seiner Familie nach Belecke. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich damit, dass er den Mitarbeitern der AEG in den Pausen belegte Brötchen anbot. Später mietete er ein Verkaufslokal im Pavillon gegenüber von Stütings-Mühle. Links Blumen Berger, rechts Elektriker Baumeister und in der Mitte Feinkost Bittner. Er bot den Beleckern Obst, Gemüse, Fisch, Wein, Süßigkeiten und Konserven an. Dieses Geschäft übergab er 1960 an seinen Sohn Gerhard Bittner, der es bis 1968 weiterführte.

Pavillon und die „alte Post“ und der Briefträger auf dem Weg zu Stütings.

Vielleicht gibt es noch weitere ähnliche Zufälle in Familienalben mit Ansichten von Geschäften, Straßenzügen, Häusern oder Landschaften in Belecke, die nur darauf warten von ihren Besitzern wiederentdeckt zu werden. Über eine freundliche Leihgabe würden sich die Heimatfreunde sehr freuen. Der Heimatverein sucht Fotos und Dokumente von Geschäften die ihre Blütezeit während er Wirtschaftswunders hatten. Die dazu beigetragen haben, dass es nach dem Krieg wieder aufwärts ging, mit vielen Erinnerungen die schon längst in Vergessenheit geraten sind. Der Heimatverein bittet die Bevölkerung sich zu erinnern, wie ihre Vorfahren den Lebensunterhalt verdient haben und den Mut hatten sich selbständig zu machen. (Fotos: Familie Bittner, Text Michael Sprenger)

Wer dem Heimatverein seine interessanten Bilder und Dokumente gerne leihweise zur Verfügung stellt, melde sich bitte bei Michael Sprenger, Tel. 02902 71066 oder per Mail misprenger@gmx.de

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