80 Jahre Stollenbunker

Knapp 80 Personen erlebten Vortrag von Dr. Lukas Grawe – 15. Werkstattgespräch zum aktuellen Thema

Vor 80 Jahren wurde der Stollenbunker im Propsteiberg, in unmittelbarer Nähe von Stütings-Mühle fertiggestellt, hatte aber noch nicht seine Plangröße erreicht. Doch immerhin bot er für 400 Menschen Schutz vor Luftangriffen der Alliierten. 

Über dieses sehr aktuelle Thema hielt Stadtarchivar Dr. Lukas Grawe seinen Vortrag in der Stadtbücherei und fast 80 Personen waren gekommen. Die Organisatoren der Kultur- und Heimatvereins Badulikum mussten noch über 40 Stühle und Hocker aufstellen, so groß war das Interesse. Es waren nicht nur Belecker gekommen, für Personen aus dem Möhnetal und Warstein war die Neugier genauso groß. 

„Ich habe sogar erst vor einigen Tagen einen Plan über den Stollenbunker im Archiv gefunden. Dieser sollte vom Eingang an der Mühle bis fast zum Sportplatz reichen, ebenso ein Stollen bis zum ehemaligen Schuhgeschäft Cruse in der Wilkestraße, heute Haus Heimeier“, berichtete Grawe dem interessierten Publikum. 

Schon zu Kriegsbeginn hatte sich die nationalsozialistische Regierung Gedanken über den Luftschutz in Deutschland gemacht. Denn bereits 1940 flogen die Briten Luftangriffe und Luftschutzbunker aus Beton, Tiefbunker, Stollenbunker, Schutzgräben, Tunnel und Höhlen sollten die Menschen schützen. Letztendlich wurden nur 6000 Bunker bis 1945 fertiggestellt, dazu kam noch, das der fast 2700 Kilometer lange Atlantikwall gebaut wurde, es fehlte also auch Material und Personal für den Schutz der Bürger. 

Groß war das Interesse der Bürger um den Stollenbunker 

„In Belecke erörterte der Stadtrat den Bau von Bunkern in einer Ratssitzung am 28. Juni 1943, denn der Schock, dass die Briten die Möhnetalsperre am 16./17. Mai 1943 zerstörten sass sehr tief“, berichtete Grawe. „Zumal die Siepmann-Werke zu den Rüstungsbetrieben gezählt wurden war die Bombardierung sehr hoch“, erzählte er weiter. Mauermeister Heinrich Beele erhielt den Auftrag zum Bau des Bunkers. Der stellvertretende Bürgermeister August Vollmer forderte Freiwillige zum Bau des Bunkers auf. Doch leider meldete sich niemand, dann wurden Zwangsarbeiter, Ostarbeiter und Kriegsgefangene, alles Menschen 2. Klasse rekrutiert und erhielten für die schwere Arbeit nur einen kargen Lohn. 

Weitere Bunker wurden am Sellerberg unweit der Siepmann-Werke, am Teufelsloch, im großen Külbenstein und hinter Haus Blanke am Westerberg gebaut. Die Kosten für den Stollenbunker lagen bei 30 Reichsmark pro Meter und war wegen der billigen Arbeitskräfte sehr günstig. „22000 Reichsmark waren für den Bunker veranschlagt, was er wirklich gekostet hat läßt sich nicht nachprüfen“, so Grawe. 

Ab 1944 wurde die Gefahr aus der Luft größer. Für die Kinder aus der Volksschule war der Weg zu weit zum Bunker, sie mussten sich in der Propsteikirche unter der Orgelbühne sicher fühlen. Nachts konnte man in Belecke die Bombenangriffe in Lippstadt und Soest hören, später vielen zwei Bomben in die Bahnhofstraße, richteten aber keine großen Schäden an. Nachdem Schreinermeister Franz Stracke noch Holzbänke angefertigt hatte, bot der Bunker am 27. September 1944 400 Menschen dichtgedrängt einen sicheren Schutz. Er war 127 Meter lang und 2,30 Meter hoch. 

Als im April 1945 die Amerikaner das Ruhrgebiet eingekesselt hatten, zogen sie weiter nach Osten und erreichten so den Sennhof und die Höhen am Drewer-Steinbruch. Von hier aus schossen sie mit ihren Panzern auf Belecke. Doch die deutschen Soldaten hatten Belecke bereits verlassen und sich weiter westlich im Wald versteckt. Durch Verhandlungen mit den amerikanischen Soldaten, dem Lehrer Heinrich Tigges und seinem Sohn Heinz am 7. April kapitulierte Belecke, sie konnten nach langen Diskussionen die Soldaten von einem Angriff abhalten. 

Heimatvereinsvorsitzender Hans-Jürgen Raulf überreicht dem Stadtarchivar Dr. Lukas Grawe für seinen informativen Vortrag ein Präsent. 

Dazu berichtete der Augenzeuge Heinz Tigges beim 6. Werkstattgespräch 2015: „Wir fuhren mit den Militärfahrzeugen nur bis an die Panzersperre an der Külbe. Glücklicherweise trafen wir dort Josef Todt, der sich dort mit seinem Fahrrad aufhielt. Wir erklärten ihm den Ernst der Lage und schickten ihn zu Bürgermeister August Vollmer. Er war sehr nervös und fuhr so gut er konnte los, musste noch durch die Möhne, da die Brücke gesprengt war und erreichte dann völlig aufgebracht und erschöpft die Wohnung am Hamacherring. Dort erreichte er niemand. Dann wieder zurück, denn er glaubt jetzt der Bürgermeister hatte mit den anderen Beleckern im Bunker an Stütings-Mühle Schutz gesucht. Dort überbrachte er ihm die wichtigen Informationen und erklärte dem Bürgermeister den Ernst der Lage. Wenn er nicht kapituliere würden die Panzer auf die Altstadt schießen und der Bunker wäre auch ein sicheres Ziel. Nach vielem hin und her willigte Vollmer ein und schickte Schreinermeister Franz Stracke zusammen mit dem 14-jährigen Werner Wessel zur Kirche, sie sollten dort oben eine weiße Fahne hießen. Josef Todt fuhr mit seinem Fahrrad wieder in Richtung Lanfer und forderte alle auf, an ihren Häusern die weiße Fahne aufzuhängen. Lehrer Heinrich Tigges hatte sich so um die Rettung Beleckes verdient gemacht.“ 

Heut ist der Stollenbunker wieder in seinem ursprünglichen Zustand gebracht worden. Der Kultur- und Heimatverein Badulikum bietet seit 2021 jeden 2. Samstag um 15 Uhr regelmäßig öffentliche Führungen an. Weitere Buchungsanfragen sind jederzeit unter 
https://stuetings-muehle.de/stadtfuehrungen/#buchen 
möglich. (msp) 

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