Start der Fairen Woche mit konsumkritischem Rundgang 

Kolonialwaren, was ist das? Diese Frage stellten sich die Mitglieder der Eine-Welt-Gruppe und einige Gäste bei einem konsumkritischen Rundgang durch die Belecker Innenstadt. Dies war der Auftakt zur „Fairen Woche“, die bis zum 22. September andauert. Der Ausdruck Kolonialwaren stammt aus der Zeit als europäische Staaten in Südamerika, Afrika und Asien Kolonien gründeten, quasi eine Machtausübung imperialistischer Staaten. Diese fand in der Neuzeit zwischen dem 15. und 20.Jahrhundert statt. Für die Europäer bedeutete dies, dass sie auf diesem Weg billig in den Genuss von Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Kakao, Gewürze, Tee und Baumwolle kamen. Luxusgüter die es in Mitteleuropa nicht gab.

Diese wurden mit Schiffen nach Europa gebracht und im 18. Jahrhundert öffneten die ersten Kolonialwarengeschäfte. 1907 gründete sich die Einkaufsgenossenschaft deutscher Kolonialwaren- und Lebensmittel-Einzelhändler in Leipzig unter dem Namen E.d.K., heute firmiert unter dem Namen EDEKA.

Aktuell ist es so, dass Kakaobohnen zollfrei in die EU eingeführt werden. Das paradoxe, ghanaische Schokoladenhersteller exportieren ihre fertigen Produkte mit 100 Prozent Zollaufschlag nach Europa. Kakao wird überwiegend in der Schweiz als größter Kakaoimporteur der Welt zu Schokolade und weitere Produkte verarbeitet wird, um sie dann wieder zu exportieren.

14 Millionen Menschen leben direkt und indirekt von der Kakaoproduktion, ihre Bezahlung ist eher schlecht, so dass bei den Bauern auch die Kinder mitarbeiten müssen. Größte Produzenten sind die Elfenbeinküste und Ghana und nur 15 Prozent der Kakaoproduktion stammen aus Südamerika. In der Lieferkette verdienen die Händler und das Staat, zum großen Nachteil der Produzenten.

„Die 55 afrikanischen Staaten sind trotz Kriege und unterschiedlicher Regierungen nicht arm. Sie sind eher vielfältig und sind davon überzeugt, dass ihnen nicht geholfen werden muss. Sie möchten für ihre Arbeit fair bezahlt, bessere Handelsbedingungen vorfinden und lassen sich auch gerne eine Schule oder Krankenhaus bauen“, so Theo Sprenger, der zu diesem Rundgang eingeladen hatte. Schon die Kolonialherren hatten ihnen vor 180 Jahren gesagt, dass sie minderwertig seien. Der Sklavenhandel habe sein übriges dazu beigetragen. Hierbei sei auch die afrikanische Elite nicht unschuldig gewesen, es war für alle ein lukratives Geschäft, nur nicht für die Sklaven, führte Sprenger weiter aus.

Kaffee gab es seit 1670 im ersten Café in Bremen

1670 gab es das erste Café in Bremen. Dank der direkten Verbindung zum Hafen und der ersten Kaffeeröstereien, wenn auch erst nur für den Adel und Reiche. Der normale Bürger trank weiterhin Muckefuck und nur ganz selten „echten Bohnenkaffee“. Heute leben weltweit 100 Millionen Menschen nur vom Kaffeeanbau. Brasilien, Vietnam, Indonesien, Kolumbien und Äthiopien sind die größten Produzenten. Insgesamt wird mit Kaffee weltweit ein Jahresumsatz von 991 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Genau wie beim Kakao ist die Schweiz beim Kaffeeimport weltführend. Vergleicht man die Kosten beim Kaffee in Deutschland, so verdient der Staat 45 Prozent durch Steuereinnahmen, der Lohn für die Produzenten liegt jedoch nur bei fünf Prozent.

Für die teilnehmenden Personen war es ein interessanter Informationsrundgang und sie denken jetzt sicherlich anders beim Genuss eines Stückchens Schokolade bei einer Tasse Kaffee. (msp) 

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