Immaterielles Kulturerbe ist für alle Belecker – Heimatverein hat nur initiiert.
35 Jahre lang gehörten Edelbert Schäfer und Rolf Jesse in verantwortlichen Positionen dem Kultur- und Heimatverein Badulikum an. Ihre Tätigkeiten begann 1988 als die Belecker ihr 1050-jähriges Bestehen feierten und der Förderverein Badulikum gegründet wurde. Später fusionierten der Heimatverein und der Förderverein zum Kultur- und Heimatverein Badulikum. Schäfer und Jesse waren für Finanzen und Steuerrecht des neu gegründeten Verein zuständig. Diese Tätigkeiten übten sie bis heute aus, für ihre Einsatzbereitschaft ernannte der Vorstand sie nun zu Ehrenmitgliedern. „Ihr habt Entscheidungen für die Zukunft Beleckes getroffen“, lobte Heimatvereinsvorsitzender Hans-Jürgen Raulf ihr Engagement.
Dieses Jubiläumsjahr war für die Belecker etwas besonderes. Zum einen wurden die Nachtwächterzunft, die Sturmtagskanoniere, die Förderjohnny´s und der Förderverein Badulikum gegründet. Ein Jahr später der erste Bürgermeister-Wilke-Preis an Josef Rubarth verliehen. „Dieses und alle folgenden Feste hat die Vereine zusammengeschweisst“, berichtete Hans-Jürgen Raulf erfreut.
Ein bedeutender Tag für die Belecker war im vergangenen Jahr der 25. Oktober, als der Sturmtag in das Landesinventar des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Eine Auszeichnung auf die der Heimatverein seit 2018 hin gearbeitet hat, um so die Bedeutung des Sturmtags für die Belecker hervorzuheben. Es handelt sich dabei nicht um eine Auszeichnung für den Heimatverein, dieser hat nur die Weichen dazu gestellt. Alle Belecker sollen am 24. Mai 2023 dieses Ereignis mit Böllern, Projekttag der Westerbergschule, Festzug und Sturmtagsfeier gebührend begehen.
Was ist ein immaterielles Kulturerbe?
Das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes von 2003 fördert die Sichtbarkeit und Weiterentwicklung dieses lebendigen Erbes, dazu gehört auch der Sturmtag. Diesen entscheidenden Vorschlag erhielt der Vorstand von Eckhard Uhlenberg, der zum Sturmtag 2018 die Festrede hielt. Danach wurde recherchiert und gesucht und die Ergebnisse an die Jury weitergegeben und abgelehnt. Die entscheidende Quelle war das Annotationsbuch von 1744. Hier schrieben die Pfarrer alles wichtige einer Pfarrei auf, alles in Latein. Und in diesem Text fand Michael Streit, Archivar im erzbischöflichen Generalvikariat das Wort „Sturmtag“. Dies war der Durchbruch für das immaterielle Kulturerbe.
Die Ortseingangsschilder baute der Heimatverein in den letzten Wochen um. Michael Römer entwarf das zeitgemäße Design und die Paul-Cramer-Stiftung unterstütze finanziell. Etwas besonderes ist die Bunkeranlage, der kleine Speicher und die Turbine zur Stromerzeugung am Ensemble Stütings-Mühle. Die Nachfrage nach Besichtigungen übertrifft alle Erwartungen, vor allem die der Bunkeranlage. Am nächsten Sonntag ist bereits die 100. Führung. Raulf bedankte sich bei den Führern für ihren Einsatz auf dem Mühlengelände.
Wenn die Coronapandemie in den letzten drei Jahren das Vereinsgeschehen stark heruntergefahren hat, so ist das Engagement im Heimatverein ungebrochen. Gleich acht interessierte junge Männer möchten aktiv bei den Sturmtagskanoniere mitwirken, aber sie konnten keinen Lehrgang besuchen und keine Prüfung ablegen. Dies war erst vor einigen Wochen im ostwestfälischen Borgholzhausen möglich. Alle haben erfolgreich abgeschlossen und erwarten den 575. Sturmtag mit viel Freude.
Bei den Nachtwächtern wurde Jens Bollmann als neuer Lehrling aufgenommen, Treffen mit anderen Zünften vielen aber aus, erst im kommenden Mai findet das Europäischen Nachtwächter- und Türmertreffen wieder statt. Christoph Linn, Sprecher des Arbeitskreises Mühlrad berichtete, dass die Turbine in 2023 122.119 Kilowattstunden erneuerbaren Strom erzeugt hatte. Im vergangenen Jahr feierte die Plattdeutsche Schule ihr 25-jähriges Bestehen. Es werden zur Zeit 22 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Während der Mitgliederversammlung wählten die Anwesenden Martin Mühlenschulte zum neuen ersten stellvertretenden Vorsitzenden und Andreas Wiepck zum neuen Schatzmeister. Matthias Leifeld bleibt weiterhin im Beirat, für Elisabeth Friederizi wird Sabine Feller in den Beirat gewählt. Marc Behlke und Sven Gauseweg werden die Kasse prüfen
Für 25-jährige Mitgliedschaft ehrte der Vereinsvorstand Annette Röttger, Thomas Wessel, Bernd Hoppe sowie Wolf und Michelle Herrwerth, seit 40 Jahren gehört Walter Frigger dem Verein an, ihnen wurde eine Urkunde überreicht.
Für dieses Jahr sind wieder Werkstattgespräche geplant. So lädt Natur- und Landschaftsführer Klaus Peter Lange, selbst Sturmtagskanonier, am 29. Juni zu einer Führung im Westertal ein. Interessant wird es für die Freunde des Sturmtags, denn am 12. September wird ein Vortrag über die Zeit der Soester Fehde von einem Soest-Kenner gehalten. Zur Information an die Bürger und Bürgerinnen: Der Wasserspender und die Ladestation für Radfahrer auf dem Wilkeplatz wird wegen Vandalismus endgültig abgebaut. „Viel Geld haben wir in den letzten Jahren dort investiert und es wurde einfach immer wieder von unbekannten Personen sinnlos zerstört. Dieses Geld möchten wir lieber anderweitig anlegen“, teile Raulf den Heimatfreunden mit. (msp)