Grenzen sind dazu da, um sie zu überschreiten

Belecker kontrollierten im Norden und Freundschafliche Beziehungen gepflegt 

„Nun beginnt die Schnadzeit im Sauerland“, berichtetet die WDR-Nachrichtensprecherin am Samstagmorgen in den Acht-Uhr-Nachrichten, die Belecker Bürger seien die ersten in dieser Saison, führte sie weiter aus. Auf diesen Tag hatten sich fast 100 Jugendliche, Damen und Herren gefreut und trafen sich um zehn Uhr am alten Rathaus in der Wilkestraße. Zunächst begrüßte Ortsvorsteher Heiner Maas die vielen Gäste und dankte den Musikern und Musikerinnen des Löschzuges der Freiwilligen Feuerwehr für passende Marschmusik. Ein besonderer Dank galt einigen Aktiven des TuS Spielmannszuges die kurzfristig und spontan die Spielmannszug der Feuerwehr musikalisch unterstützten. Wie immer bei einer Schnad wird viel Platt gesprochen und so begrüßte Heimatvereinsvorsitzender Hans-Jürgen Raulf alle mit: 

„Vandage, Luie, ies wuier Schnoad 
Doas stoiht de richt´ge Biäelske proat, 
Hai schnürt de Schau, trekt suin Wammes an, 
doamet hai wacker metgoahn kann…“

Er selbst konnte an der Schnad wegen einer Familienfeier nicht teilnehmen und so ergriff Schnoadmester Bernd Schäfer das Kommando zum Abmarsch. Mit der alten Belecker Stadtfahne voran und den Musikern, marschierten alle über die Wilkestraße, Bahnhofstraße und Grabenweg zum ersten Kontrollpunkt am Haus Welschenbeck. 

Heimatvereinsvorsitzender Hans-Jürgen Raulf begrüßte am alten Rathaus die Grenzgänger. 

Viele Schnadfreunde aus Mülheim hatten sich coronabedingt kurzfristig abgemeldet und aus diesem Grund wartete nur eine zwei-Mann-Delegation aus der Nachbargemeinde. An dieser Stelle stehen die zwei Grenzsteine nur mit einem Meter Abstand Niemandsland nebeneinander. Kaspar Gröbblinghoff, erster Vorsitzender des Heimatvereins und Thomas Schneider selbst Schnadmeister der Mülheimer kontrollierten und bestätigten den richtigen Verlauf der Grenze. Natürlich mussten beim „Stutzäsen“ mit dem Stützäs-Kommando der Bürgerschützen die Klienten auf den Stein. Christian Hoppe, Christoph Linn, Jens Hillebrand, Henrick Schroeck, Benedikt Kretschmer, Christian Stemper und Christian Schulte erledigten ihre Tätigkeit zum Wohle aller. Durch Zahlung eines kleinen Obolus heisst es dann: „Un bius ies me dabui in uesem Bunne“. Als Besonderheit bot Karl-Hans Vahle einen Schwalbenschitt an. Ein Korn mit einer Scheibe Mettwurst und obendrauf einen Klecks Mostert. Natürlich kommen auch Belecker auf den Stein, besonders die Damen und Herren, die es einfach verdienst oder noch nie mit ihm Bekanntschaft gemacht hatten. 

Mit dem Spielmannszug Feuerwehr / TuS Belecke startete der Schnadegang

Nur zwei Kilometer weiter nördlich, oben auf der Haar warteten die Freunde und Nachbarn aus Uelde auf die Belecker. Hier suchte sich jeder ein schattiges Plätzchen und für die richtigen Sitzgelegenheiten hatte die Damenmannschaft des TuS bestens gesorgt, sie waren auch für die richtige Verpflegung mit Frikadellen und Getränken zuständig. Zahlreiche Uelder, voran ihre stellvertretende Ortsvorsteherin Karin Gerken begrüßten die Belecker: „Unsere Grenzen sind dazu da, dass wir sie überschreiten und das tun wir gerne. Unsere Freundschaft besteht schon seit sehr vielen Jahren und da bin ich aus sicher, dass der Grenzstein an der richtigen Stelle steht“, freute sie sich und lud gleichzeitig zum 950-jährigen Dorfjubiläum ein. Genauso wie Schützenkönig Wilfried Budde, Oberst Franz-Josef Koors, Martin Jäger vom Heimatverein, musste auch Karin Gerken auf den Grenzstein. Danach überreicht sie dem Schnoadmester eine Flasche „Uelder Schweineobstler“. Mit dem richtigen Verlauf der Grenze waren alle einverstanden. 

Die Temperaturen stiegen immer weiter doch auf die Belecker wartete noch der dritte Kontrollpunkt, der Stein an der Grenze zu Effeln. Seit vielen Jahren besteht zwischen den Orten eine sehr gute Freundschaft. Ortsvorsteher Stefan Langesberg, ein ehemaliger Belecker, war mit einer großen Delegation gekommen und meinte: „Es ist schön, dass wir und nach vielen Jahren wieder hier am Grenzstein treffen und diese auch gerne überschreiten um gemeinsam zu feiern und uns freuen“. Mit einem Blick auf die aktuelle Politik meinte er: „Wir brauchen keinen Autokraten, wir machen es auf eine schönere Art“. Dabei lud er zum Kreisschützenfest im kommenden Jahr in Effeln ein. Und wie es die Tradition will musst er auch auf den Grenzstein. Ebenso Oberst Hubert Förster, Judith Steffens vom Heimatverein, Christoph Göckede Präsident der Karnevalisten, Oliver Kleber von den Sportfreunden und Heinfried Buschkühl Vorsitzender der Schützenbruderschaft. Viele Belecker und Effelner kennen sich seit Jahren und nutzten die Gelegenheit unter der großen Birke miteinander zu reden und Erinnerungen zu vertiefen. 

Kaspar Gröbblinghoff war der erste auf dem Grenzstein am Welschenbeck.

Nach etwa einer Stunde starteten alle weiter zum Endrastplatz, am Drewerweg warteten bereits die Musiker der Musikvereinigung um die Schnadgänger dort abzuholen. Mit Blas- und Sielmannszugmusik marschierten sie zu Stütings-Mühle. Schatten und erfrischende Getränke warteten auf die Grenzgänger, die an diesem Tag vom guten Wetter verwöhnt wurden. Für alle Grenzgänger stand nach dieser Schnoad fest: Alle Grenzen verlaufen richtig, alle Grenzsteine stehen an seinem richtigen Ort und hoffentlich kontrollieren die Belecker sie wieder in drei Jahren. (msp)

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Schnoadmester Bernd Schäfer (Schummel) 
Schützenkönig Matthias Sellmann und Königin Nadine Heinik.
Thomas Heutger auf dem Grenzstein 
Am Grenzstein Belecke / Uelde: Schnoadmester Schummel,
stellvertretende Ortsvorsteherin von Uelde: Karin Gerken und lachend Rolf Jesse. 
Karin Gerken auf dem Grenzstein
Ueldes Schützenkönig Wilfried Budde
Uelder und Belecker freuen sich über das Poaläsen. 
diskutieren am Rande des Schnadezuges: Gerken und Dr. Thomas Schöne 
Im Kinderfahrradanhänger mal schnell über das Stoppelfeld rasen. 
Vornweg immer die alte Belecker Stadtfahne
Zweimal Ebbert´s, mit Charly Werthmann und Adalbert Friederizi 
Schnadgänger zwischen Uelde und Effeln… 
…bei strahlendem Sommerwetter.
Stefan Langesberg auf dem Effelner Grenzstein 
Andreas Hunecke hat es geschafft: er war auf dem Grenzstein
schlagen gemeinsam das Becken: Königin Nadine Heinik und Henrick Schroeck
Auf dem Weg zum Endrastplatz
Die Damenmannschaft des TuS Belecke sorgte für passende Verpflegung

Text und Fotos: Michael Sprenger 6.8.2022

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