574. Sturmtag mit Böllern angekündigt. 

Immer am Mittwoch vor Pfingsten pünktlich um fünf Uhr böllern die Sturmtagskanoniere mit ihrer Drillingskanone und erinnern so an den Tag, als die Soester 1448 das Rabennest Belecke mal so im Vorbeigehen erobern wollten. Nur hatten sie nicht an die Wehrbereitschaft der Bewohner gerechnet. Mit Bienenkörben, Steinen, Schnöttepötten, Pfeil und Bogen sowie Speeren verteidigten sie ihren Heimatort. Der damalige Bürgermeister Wilke konnte den Soester ihre Fahne entreissen, wurde dabei aber tödlich von einem Pfeil getroffen. 

Hans-Joachim Schmallenbach, Warsteins Bürgermeister Dr. Thomas Schöne, Soests stellvertretende Bürgermeister Christiane Mackensen, Hans-Jürgen Raulf, Klaus Bunte, Anne Richter, Vorsitzende des Soester Kulturforums, Klaus-Peter Lange, Dr. Frieder Schütz und Adalbert Friederizi. 

Zum 574. Mal erinnern die Belecker nun an diesen Tag. Und es ist erstmals etwas Besonderes. Der Sturmtag ist in diesem Jahr zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Eine Auszeichnung die nicht selbstverständlich ist. Einige Mitglieder des Kultur- und Heimatvereins Badulikum haben in den letzten Jahren sehr intensiv recherchiert und sind erfolgreich geworden. In einem Tagebuch aus dem Jahr 1744 hatte der damalige Propst alle wichtige Ereignisse niedergeschrieben und mitten im lateinisch verfassen Text steht einsam das Wort „Sturmtag“. Also begangen die Belecker schon vor mehr als 275 Jahren den Sturmtag. Sicherlich in einer anderen Form als heute, eher nur mit einem Gottesdienst in der altehrwürdigen Propsteikirche, aber sie hielten wohl schon an dieser alten Tradition fest. 

Böllern um fünf Uhr, damit startete der diesjährige Sturmtag 

Heute ist es ganz anders. Es ist noch etwas dunkel als die ersten drei Böllerschüsse aus der Drillingskanone abgeschossen werden. Doch im hohen Gras an Stütings-Mühle hatte sich Frühnebel mit dem Rauch der Kanone vermischt und steigt aus dem Grün empor, es wirkt gespenstisch und unheimlich. 

Kanonier Adelbert Friederizi macht Meldung bei Ortsvorsteher Heiner Maas und dann wird für die Freunde des Böllerns das rustikale Frühstücksbuffet am Sägegatter, mit frischen Brötchen, Kaffee, Schinken, Rührei und allerlei weiteren Leckereien eröffnet. Man setzt sich ins große Zelt oder auf einen Baumstamm und lässt es sich gut schmecken, während die Kanoniere jede viertel Stunde ihre Kanonen mit Schiesspulver laden. Sie bereiten alles für die nächste Kanonensalve vor. Schiesspulver in der vorgeschriebenen Menge in das Mündungsrohr füllen, stopfen und dann ist die Kanone für den nächsten Schuss bereit. Nicht nur viele Belecker lassen sich dieses Ereignis entgehen, Freunde aus Warstein, Drewer, Hemer, Brilon und auch Soester, mittlerweile Freunde des Belecker kommen immer gerne. Die Soester erfreuen sich und die Sturmtagsfreunde mit ihren original geschneiderten mittelalterlichen Kostümen, tauschen mit den Beleckern kleine Geschenke und lassen sich das Frühstück schmecken.

Rustikales Frühstück an Stütings-Mühle 
Sorgen für das rustikale Frühstück:  
Elisabeth Friederizi, Ulla Wagner, Gisela Grewe und Ute Schenuit. 
Keinen Orden, aber einen Sticker an Warstein Ortsvorsteher Dietmar Lange für erstmaliges Böllern.

So geht es dann bis acht Uhr, alle 15 Minuten Kanonendonner aus der Drillingskanone oder den kleinen Kanonen, die im Privatbesitz einiger Kanoniere sind. Sie sind übrigens genauso laut wie die große Kanone mit ihren drei Rohren. Aus Sicherheitsgründen zünden sie die kleinen Kanonen elektrisch, es ist nicht so gefährlich und aus sicherer Entfernung kann auch ein zukünftiger Kanonier eimal richtig Böllern. Nach nur drei Stunden ist alles vorbei. Die vor Arbeitsbeginn nur mal eben vorbeischauen wollten, Schüler die Spaß an der Böllerei haben kommen gerne vor Schulbeginn, alle anderen sind gerne beim Böllern und erfreuen sich an dieser alten Tradition. Im nächsten Jahr feiern die Belecker ein kleines Jubiläum, dann wiederholt sich der Sturmtag zum 575. Mal. 

Fotos und Text: Michael Sprenger 1. Juni 2022

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