Klimaschutz ist in den letzten zwei Jahren wegen der Coronapandemie und dem Krieg in der Ukraine etwas in den Hintergrund getreten. Doch die Mitglieder der Eine-Welt-Gruppe liessen sich von den vorherrschenden Themen nicht abhalten. Sie erarbeiteten bei mehreren Treffen von November 2021 bis April 2022 in kleinen Arbeitsgruppen zu den Themen: Wohnen, Ernährung, Verkehr und Mobilität sowie Konsum und haben Vorschläge, wie die Menschen, auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Warstein, nachhaltiger handeln können.
Theo Sprenger, einer der Moderatoren des Klimaworkshops: „Zielsetzung des Workshops ist für uns eine Sammlung von Maßnahmen für den Klimaschutz und die Umsetzung der ökologischen Umkehr für Institutionen und Gruppierungen, sowie Privatpersonen.“
Jeder Weg, egal mit welchem Verkehrsmittel, beginnt mit einem Fußweg und ist mehr als nur Fortbewegung. Gehen macht die Stadt lebendig, sichert Teilhabe an der Gesellschaft und wirkt positiv auf die Gesundheit. Gehen reduziert Emissionen. In Warstein jedoch besteht ein sehr hohes Aufkommen von Güterverkehr, nicht optimale Radwegeinfrastruktur und der Anteil des motorisierten Individualverkehrs sind sehr hoch. Bei den horrenden Preisen für Benzin und Diesel, um zwei Euro pro Liter, stellt sich jeder die Frage, warum wird von der Bundesregierung kein Tempolimit auf den Straßen vorgegeben, um wirklich Energie zu sparen? „Nachhaltigkeit ist neben dem zu Fuß gehen nur mit dem Fahrrad zu erreichen“, erklärte Sprenger und dies müsse vorangetrieben werden. Die Innenstadt von Warsteins ist für Radfahrer sehr gefährlich, da sich Fußgänger und Radfahrer den Weg teilen. Zur Zeit laufen die Planungen der Stadt für die Sanierung der Hauptstraße von der Rangestraße bis zur Franz-Hegemann-Straße, da können die Radfahrer nur hoffen, dass sie auch hinlänglich berücksichtigt werden. Ein Wunsch sind sichere und geschützte Fahrrad-Parkplätze, Senkung des Tempolimits auf 30 km/h innerorts, Nutzung der vorhandenen Halte- und Bringzonen für die Kinder der Westerbergschule, die ein Elterntaxi unattraktiv machen, Busrouten optimieren und Einsatz kleinerer Busse für abgelegene Orte.
Jeder sollte beim Konsum wirklich darauf achten und sich fragen, brauche ich dieses Produkt wirklich? Jeder Bundesbürger besitzt im Durchschnitt 10.000 Dinge, die Geld kosten und Aufmerksamkeit beanspruchen. Alle Dinge die wir kaufen enthalten Ressourcen der Erde, verschmutzen die Umwelt und hinterlassen einen CO2-Abdruck der das Klima schädigt. Eine Möglichkeit: Dinge nutzen aber nicht unbedingt besitzen.
Beim Begriff Kleiderkammer denkt jeder daran, dass getragene Kleidung nur für mittellose Personen seien. Doch dies sei ein Irrtum, jede Bürgerin, jeder Bürger könne dort für wenig Geld gut erhaltene Kleidung erwerben, berichtete Sprenger weiter. Vielleicht ist der Name Kleiderkammer eher ein abschreckender Name der geändert werden müsse, führte er weiter aus.
„Hat sich der ein oder andere PC- und / oder Handynutzer schon einmal Gedanken darüber gemacht wie hoch die Energiekosten für seinen E-Mail-Account sind?“, diese provokante Frage stellte Esther Kampel beim letzten Treffen. Alle Mails seien auf irgendwelchen Servern weltweit gespeichert und diese Server verbrauchen Strom, sehr viel Strom. Wenn jede Person jeden Tag nur acht seiner nicht benötigten E-Mails lösche, werden mehrere tausend Kilowatt Strom eingespart, beschrieb sie die Situation. Unverlangt zugeschickte Newsletter sollte jeder sofort löschen, besser noch diese gleich abmelden und regelmäßig den Papierkorb leeren.
Bio-Lebensmittel aus Übersee – muss nicht sein.
Was ist bei Lebensmitteln Bio und was nicht, was ist regional und was ist nachhaltig? Die Nachfrage nach Bioprodukten in Deutschland ist derzeit so hoch, dass Bioprodukte aus Übersee eingeflogen werden und ob diese Art des Einkaufs dann noch bio ist sollte sich jeder gut überlegen.
Gut wäre es, den Fleischkonsum von fünf auf zwei Tage pro Woche zu reduzieren. Denn die Landwirtschaft erzeugt mit Methan und Lachgas viele klimaschädliche Emissionen. Ein Großteil davon stammt aus der Tierhaltung und mit Abstand sind die Rinder, besonders die Milchkühe die größten Klimasünder.
Besser wäre regional, unverpackt und kritisch einzukaufen. Regional bedeutet kurze Transportwege, direkt vom Erzeuger auf dem Markt oder dem Hofladen kaufen. Es läßt sich aber nicht immer konsequent durchführen, ein Beispiel sind Bananen und Zitronen. Selber seine Malzeiten am eigenen Herd zubereiten sollte wieder mehr in den Focus stehen, es ist günstiger als vorgefertigte Fertigprodukte vorzuziehen. Man kocht soviel wie man möchte und spart noch Geld dabei.
Zum Thema Wohnen hatte sich eine Gruppe ebenfalls Gedanken gemacht. Schwerpunkte sind Dämmung, Heiztechnik optimieren, Stromverbrauch reduzieren und Garten- bzw. Straßengestaltung. Einer der ersten Schritte ist die Bestandsaufnahme der eigenen Energieverbräuche: Wasser, Strom und Gas. Dazu reicht es diese über einen längeren Zeitraum monatlich aufzuschreiben, um sie dann zu vergleichen.
Muss die Heizung erneuert werden, sollte sich jeder die Frage stellen, muss es wieder eine Gasheizung sein, wäre eine neue Wärmepumpe nicht energiesparender? Um den Stromverbrauch zu optimieren, sollten Überlegungen für eine Photovoltaik-Anlage in Erwägung gezogen werden. Dazu sind Fördermittel der Länder bzw. des Bundes zu beachten.
Seit einigen Jahren sind Steinvorgärten ein Renner. Doch sie haben einen großen Nachteil, die Steine erwärmen sich im Sommer, Pflanzen vertrocknen schnell und die in den Steinen gespeicherte Wärme wird auf das Haus reflektiert. Grüne Vorgärten mit immergrünen Pflanzen und nicht sehr arbeitsintensiv sind durchaus ein Hingucker. Besser wären es Laubbäume anzupflanzen, sie produzieren in den Sommermonaten angenehme kühle Luft und beschatten die Straße.
Am 8. Juni 2022 wird die Eine-Welt-Gruppe im Jugendheim die Ergebnisse des Klimaworkshops vorstellen. Genaue Angaben werden in der Presse bekannt gegeben.
All diese und weitere Maßnahmen sind ein Weg zum Klimaschutz, der von allen Menschen vorangetrieben werden muss, denn wir haben keine andere Chance, um auf unserem Planeten zu überleben. (msp)