Unterm Haane – Siedlung im ehemaligen Überflutungsgebiet der Möhne 

Unterm Haane

Die Bezeichnung Haan gibt es in Belecke an verschiedenen Orten. Der Beckerhaan, den Haan am Judenfriedhof und das Wohngebiet Unterm Haane. Nach Überlieferung stammt der Name Beckerhaan, das Wohngebiet im westlichen Teil Beleckes nördlich der Bundesstraße 516. Der gebräuchliche Name war Biärkenhaan und stammt wohl von seinem ehemaligen Besitzer. Der jüdische Friedhof mit fünf Grabsteinen der Familien Löwenstein und Ostwald, liegt in unmittelbarer Nähe der einstigen Stadtmauer, leider ist nur noch ein kleiner Rest erhalten geblieben. Von hier zieht sich auch ein steiler Berghang in südliche Richtung bis fast zur Westerbergschule hin. Dieses nannten die Belecker auch Haan. 

Haan wird abgeleitet von Hagen oder Hag und ist ein mit einer Hecke eingefriedetes oder eingehegtes Gelände oder eine mit Buschwerk bestehende Anhöhe. Schon seit altersher wird der Bereich zwischen Möhne und dem nördlichen Steilhang zur Belecker Altstadt als Unterm Haane genannt. Auf der anderen Seite der Möhne, dort wo sich die WLE-Brücke befindet, liegt die Flurbezeichnung Ditz Engländer, dessen Besitzer nach England ausgewandert sein soll. Weiter östlich befindet sich noch ein steiler Nordhang, der Dünnenberg. 

Der Nordhang der Belecker Altstadt war somit ein mit starkem Buschwerk bewachsenes Gelände. In den Wintermonaten kam dort fast keine Sonnenstrahlen an. Da es sehr steil ist, nannten die Bewohner der Wilke- und Oststraße diese Hänge gerne einfach nur „Knapp“. Die einzige Möglichkeit diesen Bereich zu nutzen bestand darin Obstbäume (Apfel, Birne, Pflaume) anzubauen. Doch die Ernte war nicht einfach, musste man doch die Früchte den „Knapp“ wieder hochtragen. Am Fuß dieser „Knäppe“ führte vom Teufelsloch bis zur Wilkestraße 24 ein schmaler Weg her, der schon seit vielen Jahrzehnten verwildert ist. Diesen Weg nannten die Bürger Füllenpfad oder Fürlenpfad und führt weiter ins Möhnetal. Über diesen Weg trieb man die jungen Pferde zur Weide. 

Fragte man zu Beginn der Bauarbeiten in den Möhnewiesen die alten Belecker, so sagte jeder, hier könne man nicht bauen, da sei es im Winter und Frühjahr immer nass, alles stehe voll Wasser. Denn die Belecker sind hier über viele Jahrzehnte in den überfluteten Wiesen mit einfachen Mitteln Schlittschuh gelaufen. Trotzdem setzte sich der damalige Stadtrat durch und wies hier ein Baugebiet an, zumal in Belecke begehrte Bauplätze Mangelware waren. So legte man auf die vorhandenen Wiesen Abflussrohre aus Beton, fuhr Schotter an und baute so die Straßen. Für die Häuser war nur ein geringer Aushub nötig . 

Den Straßennamen Unterm Haane erhielt das Siedlungsgebiet mit der kommunalen Neuordnung am 1. Januar 1975. In diesem Siedlungsgebiet begann in den 1960er Jahre ein wahrer Bauboom. Aber Unterm Hanne ist heute eine Zusammenfassung von Bergstraße, Christine-Koch-Straße, Grüner Weg, Unterm Haane und Talstraße. Später siedelte im Bereich der Talstraße das Bauunternehmen Hesse, genannt Netterken, an. Die Lagerhallen übernahm später Firma Lutter. Theodor Sommer, er war Marktbeschicker, hatte am Anfang des Siedlungsgebietes sein Wohnhaus und ein Obst- und Gemüselager. Auch die Heizungsbaufirma Beilmann wurde hier heimisch, nachdem sie erst in der Bahnhofstraße neben dem Hotel Cruse ihre Werkstatt, Lager und Büro betrieben. 

Viele Bürger die in diesem Gebiet ihr Eigenheim bauten, hatten so manches Hochwasser miterlebt. Unzählige Male musste die Feuerwehr mit ihren starken Pumpen vollgelaufene Keller leer pumpen. Sogar über den angrenzenden Fußballplatz floss das Wasser wie in einem breiten Fluss, anschliessend war er nicht mehr bespielbar und musste mit hohem finanziellen Aufwand wieder hergerichtet werden. Unter der Realschule ist aus diesem Grund ein Überflutungskeller gebaut worden. Da hatten die alten Belecker wohl Recht, hier könne keiner ein Haus bauen. 

Diese prekäre Situation wurde erst besser, als vor einigen Jahren die Möhne in unmittelbarer Nähe renaturiert wurde. In einem großen Bogen um das Wohngebiet und der damaligen Real- und Hauptschule, heute Sekundarschule, bauten die Verantwortlichen einen etwa einen Meter hohen Deich. Erst seit dieser Zeit gab es kein wetterbedingtes Hochwasser im Siedlungsgebiet Unterm Haane. 

Heute wohnen die Bürgerinnen und Bürger in ihren Eigenheimen oder in Mehrfamilienhäuser direkt an der Fahrradstrecke von Brilon bis zum Möhnesee und weiter nach Neheim-Hüsten. Der Fußballplatz hat einen Kunstrasen erhalten und für Spaziergänger ist es ein idealer Startpunkt für Spaziergänge. Gleichzeitig ist die Belecker Innenstadt in unmittelbarer Nähe, ebenso Anschlüsse für Busse nach Lippstadt, Soest und Warstein. 

Vor Baubeginn nur Wiesen im Möhnetal
Vor Baubeginn der neuen Realschule
Die Realschule, fast fertiggestellt mit Hochwasser
rechts die Bebauung des Wilkeplatzes, links Häuser an der Wilkestraße
Hier weiden noch die Schafe, später entstanden Mehrfamilienhäuser und der Sportplatz war noch nicht angelegt, die Bebauung des Industriegebietes Wiebusch war noch nicht geplant.
2007: Der Fußballplatz nach Schneeschmelze im Sauerland oder nach langanhaltendem Regen. 
Hochwasser im Möhnetal
Links die Neue Aula und Schule, dahinter Kapellenweg, rechts der Sportplatz mit Flutlichtanlage.
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