Über 50 Interessierte „Eisenbahner“ im Haus Kupferhammer
Seit 139 Jahren WLE im hiesigen Raum, eine Zeitreise mit Günter Krause, seit über 30 Jahren Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, von den Anfängen der Eisenbahn bis zum modernen Unternehmen mit heute 112 Mitarbeitern, 19 Lokomotiven und einem jährlichen Gütervolumen von fast 1,3 Mio. Tonnen Waren. Zu diesem Vortrag hatten die Freunde und Förderer des Museums Haus Kupferhammer eingeladen.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es im heutigen Bereich der Bundesrepublik Deutschland einige Eisenbahnen, wenn auch nur Kleinbahnen oder Industriebahnen. 1825 wollte man den Rhein mit der Weser mithilfe einer Eisenbahn verbinden, ebenso die Strecke Köln-Deutz nach Minden. Ab 1840 gab es dann eine Verbindung von Köln-Deutz – Duisburg – Oberhausen – Hamm – Minden. Das Interesse der noch jungen heimischen Industrie war geweckt, ein besonderer Förderer war der Warsteiner Unternehmer Wilhelm Bergenthal. Am 22. November 1881 wurde die Warstein–Lippstädter-Eisenbahn gegründet. Der erste Spatenstich der Eisenbahn im hiesigen Raum folgte 1882 und nach nur 19-monatiger Bauzeit, am 31. Oktober 1883 und 1,37 Mio. Mark Investitionskosten wurde die Strecke Warstein – Lippstadt 1883 eröffnet. Heute kostet eine neue Diesellokomotive genauso viel wie die gesamte Eisenbahnstrecke vor 140 Jahren. Die damalige Vorschrift besagte, dass die Eisenbahn nicht schneller als 30 Kilometer in der Stunde fahren durften, Bahnübergänge waren unbeschrankt.
Für die Strecke von Warstein nach Lippstadt waren 256 Höhenmeter zu überwinden und es gab 80 Bahnübergänge, in Warstein, Belecke, Uelde, Anröchte und Erwitte baute man kleine Bahnhöfe und das Bahnhofspersonal erhielt dunkelblaue Uniformen. Nach dem Bau der Strecken Belecke – Brilon und Belecke – Soest war der Belecker Bahnhof ein Knotenpunkt. Bis zu vier Züge gleichzeitig standen auf den vier Gleisen. Um die Jahrhundertwende beförderte die WLE 100.000 Reisende und 100.000 Tonnen Güter. Dies waren die Industrieerzeugnisse von Bergenthal, Kalkstein, Erz aus der Grube David und Drahtprodukte der Phoenix-Werke.
1899 hatte die WLE schon 19 Dampflokomotiven, diese hatten alle eine Nummer und einen Namen, wie z. B. Bergenthal. Die Nachfrage nach Transportmöglichkeiten waren enorm und die WLE kaufte um 1900 150 ungarische Wagen. Von 1908 bis 1912 wurde die Möhnetalsperre errichtet und so kam es, dass die Eisenbahnführung bei Wamel um sechs Meter höher neu verlegt wurde. Dadurch kamen viele „Sommerfrischler“ zum neuen Möhnesee, die WLE beteiligte sich sogar am Wameler Strandbad.
In der Zeit vom 1903 bis 1942 investierte die WLE in Lokomotiven, dies waren Loks mit zwei, drei und sogar fünft angetriebenen Achsen. Es wurden sogar Lokomotiven, Güterwagen und Personenwagen nach eigenen Vorstellungen bei den Lieferanten bestellt. „Technisch wurde an der Dampfantriebsart gefeilt. Es reichte nicht die 100 Grad für den Kolbenantrieb zu nutzen, dieser Dampf wurde noch einmal erhitzt, so dass die Leistung noch verbessert wurde“, erklärte Krause begeistert. 1935 investierte die WLE erstmalig in eine neue Diesellok, sie war nicht mit den Loks von heute zu vergleichen, aber die technische Richtung stimmte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten stieg die Bautätigkeit enorm anstieg. Kalk, Zement, Sand, für Flughäfen, Kasernen, Autobahnen und den Westwall wurden benötigt, in diesen Jahren transportierte die WLE mit bis zu 1055 Mitarbeitern bis zu acht Millionen Tonnen Güter pro Jahr. Danach folgte ein Einbruch.
Nach 1945 kaufte die WLE vier Lokomotiven der Deutschen Reichsbahn und am 2. Juni 1957 fuhr der Kiepenkerl Express von Münster – Hamm – Soest – Belecke – Brilon nach Bad Wildungen. Doch schon drei Jahre später wurde die Verbindung eingestellt. Am 29. Mai 1960 fuhr letztmalig ein Zug von Belecke nach Brilon und am 30. Juni 1970 stellte die WLE die Verbindung nach Soest-Süd ein. Heute freuen sich die Radfahrer über die alte Gleisführungen.
Im Mittelpunkt der Güterbewegung der WLE im hiesigen Raum steht heute der Transport von Kalkstein aus den Steinbrüchen von Warstein nach Beckum zu den Zementwerken, die Beförderung von Bier nach Berlin und München in Containern und der Abtransport von Holz. Der tägliche Bier– und Steintransport entspricht etwas 310 LKW-Ladungen pro Tag. Seit 1994 darf die WLE auch das Gleisnetz der DB benutzen, daher kann es schon vorkommen, dass man als Reisender auf weit entfernten Gleisen Loks der WLE sieht, dafür hat die WLE sogar eine E-Lok angeschafft. Heute umfasst das Streckennetz 120 Kilometer Schienen, 19 Diesel-Lokomotiven und 54 Güterwagen. (msp)