„Wir möchten eine Farbe der Gesellschaft sein.“
„Hör mal, wer da hämmert!“, könnte man flapsig sagen, denn es kommt Bewegung in das ehemalige Fahrradgeschäft in Belecke: Der Verein Annour suchte nach einem größeren Objekt für seine Zusammenkünfte und wurde hier fündig. „Ende Januar haben wir die Schlüssel bekommen, jetzt sind wir dabei, die Räumlichkeiten zu sanieren und renovieren“, erläutert Hassan Fikri, Vorsitzender des Vereins Annour.
Annour ist in Belecke kein Unbekannter: Er besteht seit 2015 als gemeinnütziger Verein im sozialen und kulturellen Bereich und ist die erste islamische Religionsgemeinschaft in der Stadt Warstein. „Die Gesellschaft besteht aus vielen Farben, und unser Ziel ist, eine dieser Farben zu sein“, erläutert Hassan Fikri und ergänzt: „Wir stehen für den gemäßigten Islam und bekennen uns zum Grundgesetz Deutschlands. Wir freuen uns, dass uns dieses Dach Wärme, Sicherheit und soziale Gerechtigkeit gibt. Als Verein sind wir für alle Strömungen des Islams offen – außer für Radikale.“ Von Anfang an suchte Hassan Fikri den Kontakt zur Stadt Warstein. Insbesondere das Team des Jugendamtes freut sich, mit ihm einen kompetenten Ansprechpartner an seiner Seite zu haben. „Unter anderem durch die Flüchtlingswelle kamen viele islamische Jugendliche in unsere Stadt. Wir können Herrn Fikri jederzeit ansprechen, wenn es Verständigungsprobleme gibt, egal ob auf der sprachlichen oder der emotionalen Ebene“, betont Andreas Plenge, stellvertretender Leiter des Sachgebiets Jugendhilfe, der eng mit Hassan Fikri zusammenarbeitet.
Seit Mitte vergangenen Jahres merkte der Verein, dass der vorhandene Raum in Belecke zu eng wurde. „Wir treffen uns wöchentlich zum Freitagsgebet, darüber hinaus gibt es Seminare, einen Frauentreff, Integrationskurse für Mitglieder und Flüchtlinge sowie eine Sonntagsschule für Kinder. In der letzten Zeit sind wir von 15 auf etwa 25 Mitglieder gewachsen“, so der Vereinsvorsitzende. Man habe lange nach einem passenden Objekt gesucht und sich schließlich für das Gebäude des ehemaligen Fahrradgeschäftes entschieden. „Hier wird es zwei Mietwohnungen geben und dazu Räume für den Verein. Aktuell sind wir mit der Sanierung beschäftigt. Wenn es bis dahin klappt, möchten wir gerne am 3. Oktober wieder einen Tag der offenen Tür veranstalten. Vorab wollen wir aber auch schon die direkten Nachbarn einladen. Auch mit den Kirchen möchten wir uns gerne austauschen“, unterstreicht Fikri.
„Wir stehen dem Verein Annour da gerne zur Seite. Dieser offene Umgang, die Transparenz ist ungemein wichtig, damit Ängste genommen werden“, sagt auch Jörg Lewe, Leiter des Sachgebiets Jugendhilfe. Hassan Fikri kann das nur bestätigen: „Unsere Identität soll transparent sein: Wir sind Deutsche, auch die Kinder, die hier geboren wurden, sind deutsch. Aber mit dem Glauben haben Immigranten auch ein kleines Stück Heimat hier. Der Mensch braucht eine Quelle der Wärme im Herzen, die nur die Religion gibt.“
Foto: Sylvia Lettmann
Gute Zusammenarbeit zwischen dem Sachgebiet Jugendhilfe der Stadt Warstein und dem Verein Annour. Dafür stehen (v.l.) Jugendamtsleiter Jörg Lewe, Hassan Fikri, Vorsitzender des Vereins Annour, und Andreas Plenge, stellvertretender Jugendamtsleiter