„Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ – neue Ausstellung im Sakralmuseum

Sehr filigran die kobaltblauen Bibelfliesen mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. 

Nordseeurlauber haben sie bestimmt schon einmal gesehen, die blauen kleinen Fliesen in alten Gasthöfen oder in Museen entlang der Küste von Schleswig-Holstein bis in die Niederlande. Oder wer schon des öfteren im Sakralmuseum war, der hat sicherlich auch das dort aufgehängte Fliesenkreuz mit 14 Motiven aus der Bibel gesehen. Am Donnerstagabend war es nach langer Vorbereitungszeit soweit, das der Annokreis diese neue Ausstellung eröffnen konnte. 38 Fliesen mit Szenen aus dem alten Testament und 58 aus dem neuen Testament, dazu gehören viele großformatige Poster mit weiteren Motiven.

Zur Eröffnung der Ausstellung, die bis zum 30. Januar 2022 zu besichtigen ist, spielte das Klarinetten-Trio des Ausbildungsorchesters der Musikvereinigung das Pilgerlied. Pfarrer Markus Gudermann begrüßte die Mitglieder des Annokreises in dieser neuen Ausstellung, die kulturhistorisch interessant sei und so eine Möglichkeit war die Bibelgeschichten zu verbreiten. „Im hiesigen Raum gibt es Heiligenfiguren, Kreuzwege und Bildstöcke um den Glauben zu leben. Im Norden hatte man diese Fliesen in der Küche, am Kamin oder in den Kirchen, konnte so meditieren und Volksfrömmigkeit leben“, führte er aus. 

Klarinetten-Trio der Musikvereinigung sorgten für den musikalischen Rahmen. 
Pfarrer Uwe Sundermann erklärte den Anwesenden die neue Ausstellung im Sakralmuseum 

Pfarrer Uwe Sundermann von der evangelischen Kirchengemeinde Schieder, erklärte die Ausstellung und hob ihre Besonderheiten hervor. Er ist ein Kenner der Bibelfliesen und für ihn ist es die 108. Eröffnung dieser Wanderausstellung. Seit dem 16. Jahrhundert gebe es diese kobaltblauen und magentafarbenen Fliesen und zierten zunächst die eigenen Stuben mit verschiedensten Motiven. Erst ab 1650 kamen biblische Motive dazu. Es sei beeindruckend die Fliesen im Original zu sehen. Viele seien sehr filigran, einige erinnern eher an Serienproduktion in Handarbeit. Entsprechende Hinweise zu den Bibelstellen erleichtern den Museumsbesuchern das Auffinden und Nachlesen der auf den Fliesen dargestellten biblischen Geschichten, erklärte er. 

Pfarrer Uwe Sundermann (4.v.l.) nahm die Einführung vor und Pfarrer Markus Gudermann begrüßte die geladnen Gäste. Mitglieder des Annokreises präsentierten die Ausstellung: Norbert Kruse, Peter Friederizi, Joseph Friederizi, Alfred Tigges und Hans-Werner Rose. 

Ein großer Kenner der Bibelfliesen ist der in Emsdetten lebende 84-jährige Kurt Perrey. Er sass eines Tages in einem Lokal zum Essen und sah hinter einer mit Veranstaltungsplakaten verklebten Wand zwei blaue Fliesen und es waren Bibelfliesen. So oder ähnlich hatte man in den vergangenen Jahren über 600 verschiedene Motive in akribischer Sammlungs- und Forschungsarbeit vom 17. bis 21. Jahrhundert zusammengetragen. Im Jahr 2003 rief die Evangelische Kirche ein „Jahr mit der Bibel“ aus. Ein neu gebildetes „Fliesenteam“, konzipierte eine Ausstellung, die seither in vielen Kirchengemeinden Station machte. Dadurch weckten die Initiatoren viel Interesse am Kulturgut der Bibelfliesen, so dass längst nicht mehr alles auf einmal gezeigt wird. Ein Teil ist in der Wanderausstellung zu bewundern, weitere sind im Bibelmuseum in Münster. 

Dieses Fliesenkreuz hängt schon seit einigen Jahren im Belecker Sakralmuseum. 

Fast gleichzeitig mit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 war in Schieder-Schwalenberg diese Ausstellung vorbereitet. Doch aus bekannten Gründen durfte keiner in die Kirche und so kam Pfarrer Sundermann auf die Idee zu jeder Fliese eine kleine Andacht zu verfassen und sie dann per E-Mail an ihm bekannte Menschen zu senden. Wegen des daraus sich bildenden Schneeballeffekts war die Resonanz so groß, dass er beim zweiten Lockdown weitere Andachten verfasste und er sich so über unzählige Antworten aus aller Welt freute. (msp)

Die Ausstellung ist jeweils mittwochs, samstags und sonntags von 15 – 17 Uhr zu besichtigen, Sonderführungen sind mit Joseph Friederizi nach telefonischer Rücksprache möglich, Tel. 02902 71132. 

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