Bis zur Übertragung der Pfarrrechte im Jahr 1296 gehörten die Belecker Bürger zur Mutterpfarrei Altenrüthen. Danach blieben die beiden Pfarreien durch regelmäßige Wallfahrten zum „Herrgott von Altenrüthen“ – einem mittelalterlichen Kreuz – verbunden.
Anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der Stadt- und Pfarrrechte im Jahr 1996 hatte sich die Belecker Kirchengemeinde vorgenommen, diesen Gang nach Altenrüthen alle fünf Jahre zu wiederholen. Und so machten sich die Belecker auch in diesem Jahr, dem 725-jährigen Jubiläum der Stadt- und Pfarrrechte, auf den Weg zur Mutterpfarrei. „Wir machen uns auf, diese Tradition nicht nur fortzusetzen, sondern um uns dadurch im Glauben zu stärken“, so wurden Fußwallfahrer am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr an der Propsteikirche begrüßt und auf den Weg entsandt.
Die Jubiläums-Fußwallfahrt stand unter dem Thema „Schöpfung durchKREUZt“. „Wenn man die zahlreichen Nachrichten hört, scheint es, dass der Satz aus der Bibel ‚Macht euch die Erde untertan‘ völlig falsch verstanden wird. Denn wenn man auf den Ursprungstext schaut, steht dort das hebräische Wort ‚kabasch‘, was so viel bedeutet wie vorsichtig betreten, pflegen, hüten. Es meint also genau das Gegenteil von dem, was wir der Erde aktuell zumuten: Luftverschmutzung, Wasserknappheit, verdorrte Böden, Feuerbrände: die Schöpfung ist durchKREUZt“, so hörten die Fußwallfahrer im Impuls zu Beginn an der Propsteikirche. Auf dem Weg nach Altenrüthen folgten an vier Stationen Impulse zu den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die Fußwallfahrer waren eingeladen, über ihren Glauben und ihren Schöpfungsauftrag nachzudenken und miteinander darüber ins Gespräch zu kommen.
Neben den Fußwallfahrern hatten sich auch einige Belecker direkt nach Altenrüthen auf den Weg gemacht, um um 11 Uhr gemeinsam mit Vertretern der Altenrüthener Kirchengemeinde und Pastor Markus Gudermann Gottesdienst zu feiern. In seiner Predigt betonte er „Alle Menschen sind von Gott geschaffen und geliebt, die Erde und alle Mitgeschöpfe hat er mit Sorgfalt und Zuneigung ins Leben gesetzt.“ Und er machte deutlich, dass Jesus immer noch diejenigen braucht, die auf die Sprachlosigkeit unserer Zeit aufmerksam machen im Gebet oder ganz tatkräftig im Handeln.
Nach dem festlichen Gottesdienst kamen die Belecker zum Mittagsimbiss an der Altenrüthener Schützenhütte zusammen, bevor sie dann in doppelter Hinsicht gestärkt den Rückweg nach Belecke antraten. Einige Belecker gingen den Weg auch zu Fuß zurück, vermutlich genauso wie es vor 725 Jahren gewesen sein könnte.
Text: Anja Werthmann, Fotos: Steffi Lehmenkühler, Susanne Hoppe.