Kallerweg – wo kommt der Name her? Es war einmal der Kallenhardter Weg

Der Kallerweg von Haus Nr. 28 bis zum Spielplatz am Rolandseck. 

Bis vor einigen Jahren war der Kallerweg die höchst gelegene Straße in Belecke. Aus verschiedenen Gärten und aus Dachfenstern der Wohnhäuser hat der Betrachter einen freien Blick auf die scheinbar weiter unten liegende Propsteikirche mit ihrem mächtigen Kirchturm. Auch ist die Weitsicht auf das Industriegebiet Wiebusch und den Haarstrang außergewöhnlich. Der Besucher wundert sich und für die Anwohner des Kallerwegs ist es normal, geht es von der Bahnhofstraße über die Wilkestraße weiter zum Kallerweg stetig bergauf. Für Fahrradfahrer ohne Elektromotor eine sportliche Herausforderung. 

Doch wo kommt der Name Kallerweg eigentlich her? Es hat nichts mit dem Karnevalslied „Mond´s Karl“ von Stimmungssänger „Hasi“ zu tun und ist auch keine Ableitung von Karl. Es ist vielmehr eine Abkürzung von Kallenhartder Weg. So nannten die Belecker bis vor einigen Generationen diesen Weg, der dann irgendwann, es gibt keine schriftliche nur mündliche Überlieferungen, in Kallerweg umbenannt wurde. 

An Beleckes östlichster Straße standen bis zur vorletzten Jahrhundertwende nur vereinzelt einige Häuser. Das älteste Haus am Kallerweg ist Haus-Nummer 18, es wurde 1870 von Theodor Wessel, genannt Hagedorn gebaut, seit 1978 bewohnt es Familie Schulte. Im gleichen Jahr baute Wilhelm Heppe, genannt Blaufärber sein Wohnhaus auf das angrenzende Grundstück. Es wurde allerdings 1988 abgerissen und ein Neues an gleicher Stelle gebaut. Das heutige Haus Henneböhl, Nummer 15, baute 1871 Franz und Klara Heppe, genannt Schaarhermes. Noch bis 1890 war der nächster östlicher Nachbar dieser Bewohner die Bohnenburg in Suttrop. Ab 1950 begannen die Belecker damit Baulücken zu schliessen, sofern die Besitzer ihre angestammten Gärten und Wiesen verkauften. Später war der Hausbau in zweiter Reihe beliebt. Dazu legten die Anwohner kleine Stichstraßen an. Sein großer Vorteil, es ist bis heute unverbaubare Südhanglage. Weitere Häuser wurden in den 1970er Jahren am weiter östlich liegenden Rabenknapp und erst danach in der neuen Siedlungsstraße Vor-der-Unsohle gebaut.

Das Belecker Spritzenhaus am Kallerweg 1956, eine Zeichnung von Günter Beele
das ehemalige Spritzenhaus, heute gehört es Rudolf Sellmann.

Ende der 1920er Jahre baute die Stadt Belecke am Kallerweg für die 1924 gegründete Freiwillige Feuerwehr ein Spritzenhaus. Es wurde am 15. Mai 1928 seiner Bestimmung übergeben. Hier stellten die Feuerwehrmänner ihre Fahrzeuge und Gerätschaften ab. Erst einige Jahre später wurde der Spritzenhausturm gebaut, hier trockneten sie ihre Schläuche nach Einsätzen und Übungen. Die Anforderungen an die Feuerwehr stieg stetig und immer mehr Gerätschaften brauchten ihren Platz, neue Feuerwehrfahrzeuge wurden größer und breiter. Für theoretischen Unterricht oder gesellige Stunden war es sehr eng. Es war für die Einsatzkräfte alles sehr beengt. Nur mit viel Können und Geschick steuerten die Maschinisten ihre Einsatzfahrzeuge aus dem Spritzenhaus. Fragt man heute die älteren Feuerwehrmänner, kommen sie jedoch ins schwärmen, für sie war es trotz der Enge eine Zeit mit schönen Erinnerungen. Noch bis 1968 nutze die Feuerwehr das Spritzenhaus, ein Neues baute die Stadt Belecke in die Silbkestraße.

Direkt vor dem ehemaligen Spritzenhaus, dem heutigen Spielplatz, waren Gärten der Anwohner angelegt. In der linken Haushälfte der Wohntrakt und hier war auch die Ziegen-Bockstation untergebracht. Nach dem letzten Ziegenbock Roland, nennt man die Ecke heute Rolandseck. 

Besonders beliebt waren bei den Beleckern die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen am Kallerweg, besonders am Bauketeich. Es war eher ein Tümpel, der auch in heißen Sommermonaten immer mit Wasser gefüllt war. Der Boden war sehr fruchtbar und man erzählte den Kindern, dass dort die Babys herkamen. Jede Familie pflegte beim Wohnhaus einen kleinen Garten mit Gemüse und Kräutern, doch wer die Möglichkeit hatte, am Bauketeich eine Parzelle zu pachten, der nutze dies gerne. In den Gärten hinterm Spritzenhaus, heute gehört Rudolf Sellmann dieses Gebäude, wuchsen Kartoffeln besonders gut. Über eine Wasserleitung aus Holz, wurde vom Bauketeich aus der Feuerlöschteich in der Wilkestraße 58 mit Wasser versorgt. 

Haus Henneböhl, das Ursprungsgebäude stammt von 1871 und ist jetzt 150 Jahre alt.
Im Giebel am Haus Henneböhl: „St. Florian Du hast es in der Hand halte fern Feuer und Brand“

2004 wurde es bei den Anwohnern unruhig. Die Stadt plante die Ausweisung von 46 neuen Bauplätzen, dem neuen Baugebiet „Vor-der-Unsohle“. Wegen der großen Nachfrage bei Bauwilligen war es das einzig kurzfristig realisierbare Baugebiet in Belecke. Über 100 Anwohner diskutierten vehement mit der Stadtverwaltung, besonders wegen Zunahme des Straßenverkehrs. Doch die Belastung entspreche die der anderen Siedlungsstraßen, so der damalige Stadtplaner Kreggenwinkel. Wichtigste Maßnahme war die Veränderung der Straßenführung vom Westerberg zum Kallerweg. Für Lastkraftwagen war es nicht möglich direkt in den Kallerweg einzubiegen, die Kurve war zu eng. Im April 2004 lud die CDU zu einem Ortstermin ein. Anwohner und CDU-Freunde diskutierten den neuen, großzügigen Verlauf der Straße. Einige Hausbesitzer verkauften Teile ihrer Grundstücke an die Stadt, doch aus heutiger Sicht hat sich die Baumaßnahme bewährt. 

2004 diskutierten die Anwohner des Kallerwegs mit den CDU-Mitgliedern über den Ausbau der Zufahrt zum Kallerweg.

Auf mehrere Könige und Prinzen können die Bewohner des Kallerwegs stolz sein. So taufte das Königspaar Hanjo und Rita Körling ihren prächtigen Holzvogel im Jahr 2006 auf den Namen: „Majordomus der sägende Baukeaar“. Major, weil Hanjo Körling Major der Bürgerschützen war und Baukeaar, weil ihr Wohnhaus ganz in der Nähe des Bauketeichs liegt. Immer einen Tag vor dem Belecker Schützenfest hängen alle Bewohner des Kallerwegs gemeinsam ihre Fahnen auf. Natürlich mit Blas- und Knüppelmusik, allesamt Musiker*innen vom Kallerweg. (msp) 

Hanjo und Rita Körling mit ihrem Schützenvogel, der an den Bauketeich erinnert mit Vogelbauer Heinz Schönemann.
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