Oftmals ist es die Aufgabe des Pfarrgemeinderates oder des Kirchenvorstandes, wenn in der Kirchengemeinde ehrenamtliches Engagement gefragt ist. Doch in der St. Pankratius-Kirche in der Belecker Altstadt ist es in der Vorweihnachtszeit etwas anders. Dann nämlich macht sich eine Gruppe mit acht Herren, die im Laufe eines Jahres ganz normale Kirchgänger sind, als Weihnachts-Krippenbauer an die Arbeit.

Einige Tage vor dem Weihnachtsfest, so um den 20. oder 21. Dezember, wenn die großen Weihnachtsbäume schon in der Kirche aufgestellt sind, werden sie aktiv. Peter Friederizi, Gerd Kroll, Heinz Budde, Franz Cruse, Hubert Beele, Alfred Tigges, Josef Krieger und Alfred Heine holen aus einem großen Schrank unter der Orgelbühne Kanthölzer, Bretter, Tücher, Gestelle, Kartons und Werkzeug, um die Krippe an dem vorgesehene Platz, dort wo sonst der Taufstein steht, aufzustellen. „Das nimmt schon mal einen ganzen Tag Arbeit in Anspruch“, berichtete Alfred Heine, der schon seit mehr als 20 Jahre mitverantwortlich für den richtigen Aufbau der Krippe ist. Ist das Untergestell mit einem echten Bachlauf fertig, wird frisches Moss, das die Herren einige Tage vorher extra aus dem Wald geholt haben, auf der gesamten Krippe gelegt. „Man darf nichts mehr von dem Unterbau sehen, es muss wie eine echte Landschaft aussehen“, erzählt Heine und ist Stolz auf die gemeinsame Arbeit. Ebenso wird der Hintergrund, mit einem großformatig, gemaltem Bild, Büschen und Zweigen zu einer orientalischen Landschaft, wie sie vor 2019 Jahren ausgesehen hat, hergerichtet.

In jedem Jahr sieht die Krippe etwas anders aus. „Dass muss es auch. Wenn die Kinder in den Weihnachtstagen und in den Tagen danach zur Krippe kommen, um sich die heilige Familie mit dem Jesuskind, den Hirten, Schafen ansehen wollen, müssen sie etwas zu entdecken haben“, erzählte Heine. Und am sechsten Januar, dem Drei-Königsfest, werden die heiligen drei Könige Melchior, Balthasar und Caspar die Krippe komplettieren.
Erst vor fast 20 Jahren war ein umfangreicherer Umbau notwendig. Die Höhlenkrippe, ein aus mehreren uralten Eichenknuisten zusammengeschraubte Krippe war vom Holzwurm heimgesucht. Es gab keine Rettung mehr. Sogar der Schrank, indem die Krippe eingelagert war, hatten die Nagekäfer befallen. Trotzdem ein glücklicher Zufall für die Krippenbauer. Zu diesem Zeitpunkt fand der damalige Pastor Hans-Gerd Westermann auf dem Kirchenboden in einer Kiste einen alten Stall, der vor vielen Jahrzehnten von einer noch älteren Kirchenkrippe stammten musste. Diesen hatten die Krippenbauer in mühseliger Kleinarbeit wieder hergerichtet und steht seit der Zeit im Mittelpunkt der Krippe, er dient als Stall für das Jesuskind, Maria und Josef. Gleichzeitig brachte der Mülheimer Künstler und Maler Willi Eickhoff einige der vielen Figuren wieder in Stand. Er besserte sie aus und alle erhielten einen neuen Anstrich. Danach erstrahlte die Krippe wieder in ihrem alten gewohnten Glanz.
Erst einen Tag vor Heilig Abend treffen sich die Herren um Alfred Heine wieder in der Kirche. Für jede Figur, jedes Tier, Brunnen, Lagerfeuer haben sie beim Aufbau einen Platz reserviert. Dort stellen sie die teils historischen Figuren auf. Legen noch einmal Hand an, richten das Moos, verbessern hier und da, schalten das Lagerfeuer ein und überprüfen noch einmal die Beleuchtung. Zum Schluß ihrer Arbeit stellen sie einen Opferstück mit einer Kinderfigur auf, dass beim Einwerfen einer Münze freundlich nickt. Jetzt kann für die Krippenbauer das Christkind kommen. (msp)