„Unsere Welt ist Karneval“ neues Buch der Belecker Karnevalsgeschichte

Redaktionsteam des neuen Karnevalsbuches: Werner Rellecke, Dr. Daniel Gerte, Phillip Jesse, Jürgen Lütkeduhme, Siegfried Schenuit, Dr. Thomas Schöne, Jürgen Lütkeduhme, Siegfried Schenuit und Dieter Florine, Martin Peters fehlt. 

 „Diese Soiree ist die Schlussetappe eines langen Weges – ein bisschen auch wie „Wir warten aufs Christkind“, lud Senatspräsident Hans Josef Wessel die Gäste in der vollbesetzten Neuen Aula am frühen Samstagabend zu einem kurzweiligen Programm anlässlich der Buchvorstellung des 2. Bandes aus der Reihe „Lebendige Geschichte“ des Kultur- und Heimatvereins Badulikum ein.

Hans-Josef Wessel, Senatspräsident

 

Und tatsächlich eröffneten die einzelnen Programmpunkte einen Einblick in das „Mysterium Karneval“ und damit in die, über zwei Jahre währende Arbeit, des achtköpfigen Redaktionsteams, unter der Leitung von „Motor“, Bürgermeister und Senatsmitglied Dr. Thomas Schöne. Als„akribische Meisterleistung“ honorierte auch Kultur- und Heimatvereinsvorsitzender Hans Jürgen Raulf das Zusammentragen der 111-jährigen Historie des heimischen Karnevalswesens, die nun als 230-seitige Ausgabe, mit einer zusätzlichen, etwa 13500 Bilder umfassenden DVD, druckfrisch vorliegt. Bereits seit Anfang des Jahres konnten alle Interessierten, Gutscheine zum Vorzugspreis erwerben. Etwa 500 waren veräußert worden und konnten am Wochenende, im Rahmen der Feierlichkeit, eingelöst werden. „Was für ein Vertrauensvorschuss“, freute sich Raulf und dankte in diesem Zusammenhang allen Mitwirkenden, der Ki für die Ausrichtung der Veranstaltung und den Sponsoren: „Ohne finanzielle Unterstützung wäre solch ein Projekt unmöglich!

Keine Kosten und Mühen habe man gescheut, das literarische Werk gebührend einzuführen, kündigte Wessel dann an. Das Bläserquintett der Musikvereinigung nahm als erstes Platz, im gemütlich eingerichteten Bühnen-Wohnzimmer, unterstrich Wessels Bekanntgabe mit den eröffnenden Klängen der „Eurovisions-Hymne“. Identifizieren mit der freudigen Erwartung aller Gutschein-Besitzer konnte sich anschließend der Projektchor des MGV Pankratius 1860 unter der Leitung von Martin Krömer: „Ich warte schon seit Stunden – Auf ein Buch“, intonierten die gesangstarken Männer frei nach Grönemeyer.

Projektchor mit Dirigent Martin Krömer

Kritiker-Papst Marcel Reich Ranicki, alias Christian „Lachs“ Hoppe (r.) beim Interview mit GBK-Präsident Bernd Hoppe

„Dieses Buch ist nicht das Papier des Gutscheins wert“, grantelte sehr zum Amüsement der Besucher im Anschluss Kritiker-Papst Marcel Reich Ranicki, alias Christian „Lachs“ Hoppe, mit dem typisch schnarrenden Akzent los.

In sein „literarisch-karnevalistisches Terzett“ hatte er sich zunächst die Präsidenten der beiden Belecker Karnevalsvereine geladen. Im Gespräch erfuhr der Kritiker dann Näheres zum Belecker Karnevalsgeschehen, etwa dass der Juka `56 die  „Gießkanne“ der GBK sei, viele Talente hervorgebracht habe und dass die alljährlich „Pfingsttour“ nicht etwa eine „Larifari-Lachs-Tour“ sei, sondern ein hochwissenschaftlicher Exkurs. Ob man darüber ein Buch schreiben müsse, ob die Leute nicht satt vom Karneval seien, fragte der kauzige Kritiker abschließend unter aufbrausendem Protestapplaus. „Sehen Sie sich die Leute an – satt sind wir noch lange nicht“, konterte JuKa-Präsident Klopp.

In der zweiten Runde erfuhr Reich Ranicki von den beiden Redaktionsmitgliedern Dieter Flormann und Dr. Daniel Gerte alle Fakten rund um die Neuerscheinung, garniert mit der ein oder anderen Anekdote.

Damit konnte auch Büttenredner Oliver Wessel dienen, der ganz in karnevalistischer Manier aufzeigte, wie er von Beleckes Kappensitzungen auf „die Kleinkunstbühnen“ dieser Welt gekommen war.

Tiefer in die Materie „Büttenrede“ tauchte später Edelbert Schäfer, der jüngst für sein Wirken als Redner in der Bütt mit dem höchsten Orden des Bundes deutscher Karneval ausgezeichnet worden war.

Wie dagegen ein echter Karnevalssong entsteht beleuchtete Stimmungssänger „Hasi“ zuvor am Beispiel von „Monds Karl“ und seinem Erstlingswerk „Ticke, ticke, tacke“, dessen Ursprung im Delbrücker Karnevalstreiben zu suchen ist.

Musikalisch setzte sich auch der Projektchor mit „dem heiklen Thema Männer und Frauen“ auseinander. „Warum gibt es in Beleck keine Karnevalsprinzessin?“ Die Beantwortung dieser Frage sorgte im Publikum für sekundenlanges Luftanhalten. Da wird sich doch wohl nichts ändern…? Gerte machte es spannend. Führte anschließen aber „gute“ Gründe an,  die „Männerdomäne“ aufrecht zu erhalten: „Man(n) holt sich ja schließlich auch kein Holz in den Wald!“

„Frauen hat es im Belecker Karneval immer gegeben“, verwies anschließend Uta Cruse auf all die weiblichen Aktiven und fragte kampfeslustig: „Steht nicht auch hinter jedem Prinz eine starke Frau?“

So versöhnte die Büttenrednerin die Geschlechter wieder, die abschließend von den Biälske Boys „abgeholt“ wurden und zum großen Finale einvernehmlich sangen: „Belecke- du bist meine Stadt.“ Vor so viel hochkarätiger Narretei musste zum Schluss sogar Marcel Reich Ranicki kapitulieren und erkannte – wie alle im Saal – an, was Hans-Jürgen Raulf bereit zu Beginn bemerkt hatte: „Dieses Buch, all diese Geschichten und Anekdoten, aus 111 Jahren unterstreichen das Thema der Buchreihe perfekt – sie machen die Geschichte wahrhaftig lebendig!“

„Unsere Welt ist Karneval“ ist ab heute zum Preis von 14,95 Euro bei Lotto/Reisen Hoppe in der Bahnhofstraße erhältlich.

23.11.2015 – Text und Fotos: Gaby Schmitz

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