Referat über das Thema „Juden und jüdischer Friedhof“ in Belecke

Am jüdischen Friedhof, direkt an der Belecker Stadtmauer begann der Vortrag mit Werner Rellecke über das Leben der Juden in Belecke.

Im Rahmen der Belecker Werkstattgespräche hatte sich der Kultur- und Heimatverein Badulikum zusammen mit dem Historiker Werner Rellecke ein sehr interessantes Thema ausgesucht: „Juden in Belecke“. 70 Jahre nach Kriegende Über 50 Belecker und Gäste waren der Einladung gefolgt, man traf sich zunächst am jüdischen Friedhof, unterhalb der alten Belecker Mauer, der Vortrag wurde anschließend in der Stadtbücherei fortgesetzt. Alle Gäste und Heimatinteressierte waren sicherlich erstmalig auf diesem Friedhof und Werner Rellecke erläuterte die Inschriften an den fünf verbliebenen Grabsteinen und konnte auch über das Leben der hier beigesetzten Juden erzählen.

 

Die ersten Juden kamen um 1680 aus Rüthen nach Belecke und schon 1693 erwarb Lotar Hese ein Gelände für den Friedhof. Ein Platz der außerhalb der Stadtmauern liegt, eine sehr ruhige Lage hat, denn jeder jüdische Friedhof wird für die Ewigkeit angelegt. Die heute noch auf dem Friedhof stehenden Grabsteine sind von den Familien Löwenstein und Ostwald. Er befindet sich sich im Eigentum des Landesverbandes der Jüdischen Kulturgemeinde von Westfalen in Dortmund, die Pflege obliegt der Stadt Warstein.

Zum Ende des 17. Jahrhundert kaufte Joseph Moyses ein Fachwerkhaus in der Böttcherstraße und die Juden nutzen es als ihr Bethaus, ihre Synagoge. Dieses Haus wurde zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als in Belecke keine Juden mehr ansässig waren, an Clemens Störmann verkauft. Ende der 1960er Jahre wurde es abgerissen und an der Stelle ein neues Wohnhaus errichtet.

Salomon Ostwald war seit 1815 im Besitz der Bürgerrechte, er konnte Grund erwerben und wurde sogar in den Schützenverein aufgenommen, später zog die Familie nach Sichtigvor. Für die Juden war es nicht einfach am normalen Leben in den Städten und auf den Dörfern teilzunehmen, für sie galten besondere wirtschaftliche Bedingungen. Sie dürften nicht jedes Handwerk ausüben. So waren die meisten Juden im hiesigen Raum, Händler und pflegten ihre Kontakte in der näheren und weiteren Umgebung oder die arbeiteten als Metzger, einige waren Finanzexperten und verdienten sich ihren Lebensunterhalt als Bänker, letzteres wohl nicht in Belecke. Für sie war es sehr wichtig, dass ihre Kinder eine gute und fundierte Schul -und Berufsausbildung erhielten.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts lebte Familie Jakob Löwenstein in Belecke. Im Jahre 1873 besuchte der Reichspostmeister die Posthalterei an der Külbe, hier wohnte Familie Löwenstein und sie hatte 26 Kinder. Der Reichspostmeister dachte zunächst es seinen die Kinder aus der Nachbarschaft, doch es waren alles Löwensteins Kinder, sie waren von drei Frauen, denn er hatte drei Mal geheiratet.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts lebten in Belecke keine Juden, da die Kinder der Familie Ostwald ausgewandert waren. Paula Löwenstein, wurde als letzte Jüdin in Belecke am 4. Januar 1883, sie heiratete Bernhard Dalrop und zog nach Gütersloh, dort betrieb sie mit ihrem Mann einen Papierhandel und eine kleine Druckerei in der Kirchstraße 2, gegenüber der Firma Bertelsmann. In der Reichspogromnacht zündeten die Nazis ihr Wohn- und Geschäftshaus an und nur mit viel Glück konnten sie das Haus durch einen Hinterausgang verlassen. Ihre gesamte Familie, außer ein Sohn, vielen dem Holocaust zum Opfer. Zwei weitere Namen weisen die Gedenklisten der Opfer des Holocaust mit dem Namen Löwenstein aus, die Vettern Max und Otto Löwenstein sie wurden 1879 in Belecke geboren und in Konzentrationslagern ermordet.

 

In der Stadtbücherei wurde der Vortrag fortgesetzt.

Für Historiker Werner Rellecke ist die Belecker Geschichte ein sehr interessantes Hobby, das er gerne an den Wochenenden ausübt. „Ich setzte gerne die vielen Puzzlestücke zusammen, recherchiere und vertiefe mich in die Heimatgeschichte. Leider gibt es in vielen Bereichen keine Zeugnisse und keine Nachweise. Zumal der Stadtbrand von 1805 sehr viel vernichtet hatte“, erzählt er und ist dennoch sicher, dass er vieles über die Belecker Geschichte in Archiven und Museen erfahren wird. So schloss er sein Referat über die Juden in Belecke ab. Heimatvereinsvorsitzender Hans-Jürgen Raulf bedankten sich bei Rellecke und überreichte ihm ein Präsent.

Menora, Mesusa, Tallit, Kippa, Tora, Jad und Tanach, alles Leihgaben des Warsteiner Gymnasiums, die sich die Interessierten nach dem Vortrag ansehen konnten und Fragen zur Bedeutung stellten. 

26.6.2015 (MSP) 

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