4. Werkstattgespräch: Von Un-Bekannten, Adel und sonst spannenden Geschichten

Belecker Geschichte zum Abschluss der 1075-Jahr-Feiern von Werner Rellecke

„Noch Fragen?“ Zum 4. Werkstattgespräch in diesem Jahr und gleichzeitigem Abschluss der Feierlichkeiten im 1075. Jahre des Bestehens Beleckes hatte der Kultur- und Heimatverein Badulikum eingeladen. Referent Werner Rellecke und Kenner der Belecker Geschichte hatte federführend ein Buche mit dem Thema „Zeitreise“ geschrieben das zum Auftakte des Jubiläums am Sturmtag zum Verkauf auslag. Am vergangenen Samstagabend referierte er in der Heimatstube im Rathaus über den Teil der Geschichte, die nicht jedem bekannt sind. „Woher kamen die Belecker, hatte sich Kaiser Heinrich II. in Belecker wirklich die Füße gewaschen, wie stand es mit dem Adel und über Un-Bekannte Persönlichkeiten. Themen die beim Schreiben des Buches keinen Platz gefunden hatten“, erzählte Rellecke.

Belecker und geschichtsbegeisterte Gäste kamen in die Rathausstube und erlebten den Vortrag von Werner Rellecke zu Geschichten und Erlebnisses der letzten 1075 Jahre.

Im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. war es also nicht so, dass die Römer durch die Länder zogen, Kriege führten und nach einigen Jahren wieder fortzogen, vielmehr hatten sie Handel mit den Germanen betrieben und die Völkerwanderung waren nur Wanderungen von kleinen Gruppen, die in ihrer Heimat keine Zukunft wehr fanden. Die Menschen die sich in der Nähe Beleckes niederließen waren wohl Gruppen der Brukterer und Maser und sollen nach Überlieferungen die eigentlichen Vorfahren der Belecker sein. „Ob sich Kaiser-Heinrich II. in Belecke wirklich die Füße wusch ist nicht belegt. Er war ab 1014 Kaiser und reiste 1012 nach Erwitte und 1019 nach Paderborn, auf diesen Reisen könnte er einen kleinen Aufenthalt an der Heilquelle eingelegt haben, denn er hatte ein Steinleiden und sollte 1022 geheilt worden sein“ so die Recherchen von Rellecke.

Belecke wurde schon viele Jahre vor der ersten Nennung durch Roswitha von Gandersheim besiedelt, nur nicht auf dem Propsteiberg, sonder in Altenbelecke, eine kleine Ansiedlung am heutigen Effelner Weg. „Dort war man nahe an er Möhne in Südhanglage, der Kulturort Külbensteine war nicht weit, die Heilquelle ebenso, nur der Propsteiberg war zu steil, um dort zu siedeln“, führte er weiter aus.

1296 erhielt Belecke die Stadtrechte und zur dieser Zeit herrschte ein Kräftedreieck mit der Propstei, der Bürgerschaft und dem Adel. Die Propstei unterstütze das Kloster Grafschaft, zu dem Belecker bis 1803 gehörte, dazu gehörte auch der Zehnthof in Warstein und das Kloster Odacker in Hirschberg. Die Bürgerschaft unterstütze die Nachbarstädte und betriebe Handel mit Hansestädten. Durch Schloss Welschenbeck bestanden verwandtschaftliche Beziehungen zum westfälischen Adel und Verflechtungen mit der Deutschordenskomme in Mülheim.

Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges herrschte, genauso wie im gesamten Europe Chaos, so auch hier. Nur eine kleine Episode. Johannes von Hanxleden wurde um 1600 in Belecke unehelich geboren, seine Eltern waren Georg Rombert/Jürgen von Hanxleden, Landkomtur in Mülheim und unterstand dem Zölibat, seine Mutter Walburga auf dem Ham. Johannes trat 1619 das Erbe seiner Mutter an und Kassenprüfer der Deutschkommende stellten fest, dass sehr viel Vermögen aus der Kasse des Kloster fehlte. Es wurden Gebäude für „einen Appel und Ei“ über Mittelsmänner verkauft oder gar verschenkt, letztendlich hatte es Walburga auf der Ham erhalten.

1803 kam es zur Säkularisation, das Kloster Grafschaft wurde aufgelöst, die Stadt Belecker musste sich neu strukturieren, da die Propstei ein Außenposten des Klosters war. Das Großbürgertum in Belecke war nicht so stark vertreten wie in Warstein aber es kam zu einer gleichmäßigen aber langsamen Entwicklung. Die Eisenbahn wurde 1883 gebaut und brachte entscheidende Standartvorteile, die Linnhoffschen Werke siedelten sich als Drahtzug, Stift- und Nagelfabrik, an und die Firma Peters und Cie, heute Siepmann-Werke, siedelten von Warstein nach Belecke.

Von Belecker Un-Bekannten ist nicht viel festgehalten, man kennt nur die Namen. Dazu gehören die Pröpste und die Pfarrer des 19. Jahrhunderts und der Künstler Hoya. Er hatte vor 75 Jahren, als in Beleckes das 1000-jährige Bestehen gefeiert wurde, viele Stadtansichten gemalt und im ersten Belecker Buch von 1938 abgedruckt, noch heute haben viele Belecker Bilder des Künstlers in ihren Wohnungen. Nur was mit ihm nach dieser Zeit geschah, keiner weiß es. Hatte Goar Wilke 1448 als Bürgermeister von Belecke wirklich gelebt, ist er von einem Pfeil der Soester tödlich getroffen? Zu diesen Fragen gibt es keine Antworten. Vielleicht hat ihn ein Geschichteschreiber nur erfunden. Doch für die Belecker hat er existiert, danach ist der Wilkeplatz die Wilkekstraße und der Bürgermeister-Wilke-Preis benannt. (msp)

Heimatvereinsvorsitzender Hans-Jürgen Raulf überreicht Werner Rellecke ein kleines Dankeschön für den interessanten Vortrag. 

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