Wer die Schatzkammer Propstei in den nächsten Wochen betritt, wird überwältigt von den dort ausgestellten farbenfrohen Bildern sein. Eine Sonderausstellung unter dem Titel „Aus der Mitte…“ die es bis jetzt noch nie in dieser Form gegeben hat. Sie wurden in den letzten Jahrzehnten von Schwester M. Matthäa Massolle aus Bad Lippspringe erstellt. Sie selbst sagte bei der Eröffnung am Donnerstagabend, dass sie selbst überwältigt dieser vielen bunten Bilder sei. Dieser Meinung waren auch die geladenen Gäste der vielen kirchlichen Institutionen und Gruppen der Gemeinde.
Mit dieser Ausstellung hat der Anno-Kreis in Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand wieder einmal etwas geschaffen was seines gleichen sucht. Bunt und vielfältig und der Glaube ist immer wieder zu finden. Auffällig ist es für den Betrachter, das Motive oder Symbole des französischen Bischofs Vincent zu finden sind. Schwester M. Matthäi Massolle gehört dem Orden der Vinzentinerinnen an und arbeitet heute als Seelsorgerin in einer Klinik in Bad Lippspringe.
Bilder mit farblicher Ausdruckskraft gemalt von Schwester M. Matthäa Massolle und ausgestellt in der Schatzkammer Propstei.
In seiner Begrüßung ging Pfarrer Markus Gudermann auf das Leben der Künstlerin und Ordensschwester ein. „Ich muss mich wundern, wann diese tollen Kunstwerke entstehen, die viel Lebensfreude vermitteln. Es freut uns, dass wir an den Kunstwerken teilhaben dürfen“, hob er hervor. Für den musikalischen Rahmen sorgten Klarinettistinnen der Musikvereinigung Belecke.
Sie stammt aus einem tiefreligiösen Elternhaus aus dem ostwestfälischen Brakel und erlebte die Wirrungen und Armut in den Nachkriegsjahren hautnah mit. Dabei spürte sie wie wichtig Religion, Spiritualität und Begegnung mit Menschen sind und dass sie eine Verbindung zur Kunst sein könnte. Sie habe immer schon gerne gemalt und wollte Malerin werden, erzählte sie. Doch das Leben zeigte ihr einen anderen Weg. Mit 15 Jahren war sie Vollwaise und es folgte eine Ausbildung zur Modellschneiderin, dann eine Ausbildung zur Dipl. Krankenschwester, später leitete sie die Krankenpflegeschule im Klinikum Bochum. 1967 trat sie in die Ordensgemeinschaft der „Vincentinerinnen des Hl. Vincenz von Paul zu Paderborn ein und wurde 1993 Klinikseelsorgerin. „Doch das Malen habe ich nie vergessen, ich habe immer einen Pinsel in meinem Rücksack“, erzählte sie freudig weiter und wies auf ihre Bilder hin. Motive für ihre Kunstwerke, die sie immer nach Feierabend in ihrem Zimmer male, finde sie im täglichen Leben und in mittelalterlichen Bibelbildern, die sie noch heute prägen, resümierte sie ihre Arbeiten.
Hans-Josef Wieners, Norbert Cruse, Peter Kretschmer, Joseph Friederizi, Schwester M. Matthiäa Massolle, Peter Friederizi und Pfarrer Markus Gudermann.
„Ich bin tief bewegt, dass ich vom Anno-Kreis angesprochen wurde. Denn eine Ausstellung mit meinen Bildern und in dieser Form gab ich noch nie. Ich verkaufe meine Bilder auch nicht. Da ich schon in vielen Einrichtungen gearbeitet und gemalt habe überlasse ich den Häusern gerne einige Bilder von mir“, erzählte sie den Anwesenden.
Sie sei ein visueller Mensch betonte sie und sei entsetzt darüber wie die Menschen heute miteinander umgehen. Mobbing in Schule und Beruf erlebe sie täglich und sein Smartphone habe jeder Mensch immer im Blick. Ganz gleich ob beim Essen in der Kantine oder anderswo, die Umwelt sei aus dem Blick genommen. Wertschätzung fehle überall, dafür steige die Aggressivität, sie ist eine Krankheit geworden, erzählte sie weiter.
Traten als Klarinetten-Duo auf: Sabine Feller und Karla Heiß von der Musikvereinigung Belecke.
Oft frage sie sterbenskranke Menschen „Was denn das Schönste in ihrem Leben gewesen sei?“ oder „Wo waren sie einmal Glücklich?“ Es sei erstaunlich was diesen Menschen ihr am Krankenbett erzählen. So erzählte ein über 80 jähriger Mann, dass er seine Frau mit der er schon über 60 Jahre verheiratet ist, in der Disco kennengelernt hatte. Doch aus aus diesen Gesprächen in ihrem täglichen Leben mit Menschen und Familien schöpft sie die Kraft um ihre Bilder zu Malen. Daher der Titel der Sonderausstellung: Die Freude „Aus der Mitte…“ des Lebens .
So entwickelte sie schon früh ihren eigenen Stil mit klaren Strukturen und einer großen farblichen Ausdruckskraft. Ihre bevorzugten Techniken sind japanische Batik, Öl- und Acrylmalerei sowie Seidenmalerei. Gudermann meinte zum Ende der Vernissage: „Sie können nicht nur gut Malen, sie können auch gut erzählen, das spürt hier jeder.“
Die Sonderausstellung ist vom 24. Februar bis 21. April 2024 zu den normalen Öffnungszeiten des Museums zu betrachten. Mittwochs, samstags u d sonntags von 15 – 17 Uhr. (msp)