Auf Einladung der EINE-WELT-Gruppe trafen sich 12 Interessierte zum Austausch über Klima-Maßnahmen. Grundlage des Gesprächs war die Arbeitshilfe „Was trägst du dazu bei?“. Darin sind 21 praktische Maßnahmen aufgelistet, als PDF zum Download unter www.weltladen-belecke.de zu finden. Zur Begrüßung verdeutlichte Theo Sprenger den Handlungsbedarf anhand des Berichts aus dem Soester Anzeiger vom 4.Mai 2023 „Ökologisch lebt Deutschland jetzt auf Pump“. Zu diesem Datum hatten wir schon den ökologisch vertretbaren Ressourcenverbrauch erreicht. Germanwatch appellierte darum an jeden Bürger, weniger zu konsumieren, anders mobil zu sein und Wohnraum zu verkleinern.
Das erste Thema waren die Erfahrungen mit Photovoltaik-Anlagen, und hier zunächst das sogenannte Balkonkraftwerk, das man einfach an die Steckdose anschließen kann. Ein Teilnehmer berichtete, dass diese Anlagen inzwischen im Baumarkt als Komplettpaket mit Montagematerial zu kaufen seien. Er hatte vor einem Jahr noch mühsam danach suchen müssen und die Aufhängung selbst hergestellt.
Größere PV-Anlagen auf dem Dach hatten drei Teilnehmer des Klimaworkshops, und das seit mehr als 10 Jahren. Ihr Vorteil: eine Einspeisevergütung von 28 statt heute 8 Cent pro Kilowattstunde. Da stellte sich die Frage: Lohnt sich heute eine eigene PV-Anlage auf dem Dach? Wann rentiert sich die Anlage, oder ist Idealismus nötig? Sinnvoll ist die Investition nach Überzeugung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehreren Gründen: Der Strombedarf wird stark steigen, wenn mehr Wärmepumpen und mehr Elektroautos betrieben werden, hinzu kommt der Ausbau der Digitalisierung. Damit werden die Strompreise voraussichtlich steigen. die Anschaffung lohnt sich vor allem, wenn der selbst erzeugte Strom direkt im Haus verbraucht wird. Mit einem Batteriespeicher lässt sich übers Jahr mehr als die Hälfte des Eigenbedarfs mit Photovoltaik erzeugen, berichtete ein Teilnehmer. Auch weniger günstige Dachformen lassen sich gut nutzen, weil die Anlage auch bei indirekter Strahlung arbeitet. Ein Tipp aus der Runde für Informationen und Angebote: https://sauerlandvolt.de
Probleme mit der PV-Installation wurden nicht verschwiegen: längere Wartezeiten bei der Montage, bürokratische Anmeldungsverfahren bei der Bundesnetzagentur und Westnetz sowie Auflagen des Finanzamtes. Das ist oft nervig, aber im Klimaworkshop sicherte man sich gegenseitige Unterstützung zu, wenn Fragen auftauchen sollten. Ein spezielles Problem ist die juristische Regelung von PV-Mieterstrom bei Mehrfamilienhäusern. Eine Teilnehmerinnen berichtete von vergeblichen Versuchen, Musterverträge zu bekommen, die Mietern den Eigenverbrauch aus der PV-Anlage des Vermieters erlaubt. Der Klimaworkshop sucht nach Pionieren, die das Problem gelöst haben.
Der zweite Themenkreis betraf die Heizung, wenn sie nicht mehr zu reparieren ist also ersetzt werden muss. Bei einem der Teilnehmer hat sich die Luft-Wärmepumpentechnik schon seit einigen Jahren bewährt, obwohl das Haus alt und nur teilweise energetisch saniert ist. Bei einer Vorlauftemperatur von 37 bis 40 Grad erreicht die Zentralheizung mit konventionellen Heizkörpern ausreichende Zimmertemperaturen. Optimiert hatte er die Heizung durch zwei neue größere Heizkörper, höheren Durchfluss und leichtes Absenken der Kennlinie bei der Steuerung. Ein Großteil des benötigten Stroms kam aus der eigenen PV-Anlage. Insgesamt rechnete er vor, dass derselbe Wärmebedarf mit konventioneller Gasheizung achtmal teurer gewesen wäre. Bis minus 10 Grad kann eine Luftwärmepumpe genug Wärme liefern, darunter kann notfalls eine elektrische Heizpatrone unterstützen – Vorteil: keine Kosten für Brenner und Kamin. Besonders effizient wäre Erdwärme (Geothermie) als konstante Quelle für die Wärmepumpe.
Herr Teutenberg wies darauf hin, dass für den steigenden Strombedarf in den Wintermonaten mittelfristig die Leitungsnetze ertüchtigt werden müssten. Auch wenn der Strombedarf smart gesteuert werden sollte, sind die heutigen Leitungen nicht ausreichend für die künftigen Spitzenlasten in der Energiewende. Was auf die Kommune dann zukommen würde, kann man heute schon am Glasfaserausbau erahnen, der für Abwasserkanäle und andere Leitungen ein echtes Risiko birgt. Ländliche Kommunen bieten Eigenheimbesitzern immerhin die Möglichkeit, selbstbestimmt ihren CO2-Ausstoß zu verringern, anders als in Ballungszentren. Insofern sind wir in Warstein privilegiert, war man sich im Klimaworkshop einig.
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Theo Sprenger