Gedenken an die Pogromnacht 8. November 1938

von Hermann Kroll-Schlüter

Diese Ereignisse im November 1938 waren einschneidende Ereignisse auf dem Wege zur Vernichtung der Juden in Deutschland und Europa. Sie bleiben für alle Zeiten das Symbol eines Zivilisationsbruches.

Dieser staatlich organisierte Pogrom(eine mit Plünderung und Mord verbundene Judenverfolgung) in ganz Deutschland richtete sich gegen die jüdische Bevölkerung. Zerstört wurde Geschäfte, Wohnhäuser, 200 Synagogen niedergebrannt oder demoliert, fast 100 Menschen wurden ermordet, viele schwer misshandelt. Über 26.000 männliche Jude wurden in Konzentrationslager verschleppt, viele von ihnen kehrten nicht mehr zurück. In Zahlen nicht zu fassen sind die menschlichen Qualen, die Demütigungen, die Erniedrigungen. DieherrschendePartei hatte Gesetzt und Recht suspendiert. Die NSDAP brauchte nur fünfeinhalb Jahre um die Gleichstellung der Juden auszulöschen.

Der Staat machte sich zum totalen Herrscher: erst wurde mit Gesetzen und Verodnungen eine schleichende Entrechtung der Juden betrieben, jetzt folgte der Terror.

Und die Bevölkerung?
Mitgemacht hat sie nicht, Widerstand gab es aber auch nicht. Viele sahen was geschah, die meisten schauten weg.

Den Nationalsozialisten hatten am 30. Januar 1933 die Macht übernommen. Es folgten Boykott jüdische Geschäfte, Zwangspensionierung jüdischer Staatsbediensteter, Berufsverbote für jüdische Künstler und Journalisten, Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, Berufsverbote für jüdische Ärzte und Rechtsanwälte. Und dieser Rassenwahn – zum Rassismus gesteigerter Judenhass.

Judenverfolgung hat es in Deutschland auch vor Hitler gegeben – aus religiösen Gründen, durch ein aggressivesNationalbewusstsein,infolgedes durch die Industrialisierung ausgelösten Unbehagen, denn in diesen Umwälzungsprozessen hatten Juden z.B. im Geschäftsleben und in Banken, führende und förderliche Positionen. Wer konnte sich 1933 vorstellen was in Auschwitz so unvorstellbar grausam endete? Eine seit Jahrhunderten gewachsene Judenfeindschaft hat dazu beigetragen, das die Existenz der Juden immer wieder als Gefahr dargestellt wurde.

Gedenktage sind Tage des Nachdenkens:
Niemals vergessen und Nie wieder – das sagen uns die Opfer der Pogromnacht1938. Mit der Vergangenheit endlich Schluss zu machen ist sinnlos. „Aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen, ist Verlangen vieler. Schon zu erkennen, was war, um zu verstehen, was ist, und zu erfassen, was sein wird, das scheint doch die Aufgabe zu sein, die der Geschichtserkenntnis zugeschrieben wird“ (Leo Baeck, dem Tod in Theresienstadt entronnen)

Wir sind herausgefordert zur Wachsamkeit. Nie wieder!
Wenn wir in unserer Erinnerungskultur glaubwürdig bleiben wolle, dann setzt das das Engagement für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie voraus. Heute. Dann müssen wir uns stets gegen Rassismusund Ausländerfeindlichkeit, gegen Intoleranz und Diskriminierung, gegen Hass und Gewalt zur Wehr setzen. Heute.

Wir sind herausgefordert, jeden Angriff auf die Würde des Menschen zu widerstehen.

 

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