9. Werkstattgespräch am Beispiel des „kleinen Speichers“ – viele interessierte Belecker kamen.

Seit einigen Jahren lädt der Belecker Kultur- und Heimatverein Badulikum in lockerer Reihenfolge zum Werkstattgespräch ein. Diesmal war der fertiggestellte und beim Sturmtag eingeweihte Speicher an Stütings-Mühle Thema. Dabei stand der Denkmalschutz im Mittelpunkt, denn nach den Vorgaben des Denkmalschutzes wurde das in die Jahre gekommen etwa 150 Jahre alte Fachwerkhaus rück- und wieder aufgebaut. 

Das 9. Werkstattgespräch des Kultur- und Heimatvereins Badulikum fand im beheiztem Zelt statt. 

„War es ein Hühnerstall, ein Backhaus oder wirklich ein Speicher. Feststeht, dass es in wenigen Jahren in den Mühlengraben gekippt wäre“, so Hans-Jürgen Raulf in seiner Begrüßung. Marc Schenuit war es, der vor etwa fünf Jahren dieses Gebäude für seine Diplomarbeit vermessen und aufgenommen hatte. Er trat an den Heimatverein heran mit dem Vorschlag mit diesem Fachwerkhaus das Ensemble Stütings-Mühle attraktiver zu gestalten. Die Idee wurde aufgenommen und mit den Nachtwächtern, Sturmtagskanonieren und Johannes Ulrich Blecke, Zimmermeister, Architekt und Fachmann für denkmalgeschützte Häuser, fand man interessierte Männer, denen es zuzutrauen war, das Haus wieder zu dem zu machen was es heute ist. 

Der Kleine Speicher vor vier Jahren, aus dem Lot, und sehr heruntergekommen. 

Im neunten Werkstattgespräch erklärte Blecke, dass er nicht Architekt des kleinen Speichers sei, sondern nur eine Zeichnung angefertigte und einige Anträge vorbereitete. Der Fachmann für Denkmalschutz erklärte den interessierten Teilnehmern der Vortragreihe, dass es in NRW erst seit 1980 ein Denkmalschutzgesetz gibt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde teilweise noch nach den Gesetzten von 1794 gearbeitet. Für den kleinen Speicher bestehe ein öffentliches Interesse, so Blecke. Dann berichtete er über den Denkmalschutz anhand von Beispielen aus der Belecker Altstadt. In diesem Bereich stehen einige der Fachwerkhäuser unter Denkmalschutz und für die Besitzer dieser Häuser ist es in vielen Fällen eine große Belastung. Sie müssen bei Renovierungsarbeiten die Vorgaben einhalten und dann kann ein Holzfenster mit Sprossen und Oberlicht schon mal vier bis fünf Mal so teuer sein wie ein Kunstoffenster gleicher Größe. Mit Bildern belegte er vorbildliche und weniger schöne Fachwerkhäuser oder nur einige Gebäudeteile davon. „Mit dem kleine Speicher an Stütings-Mühle habt ihr ein vorbildlich erstelltes denkmalgeschütztes Fachwerkhaus wieder neu aufgebaut“, lobte Blecke die Nachwächter und Kanoniere.

Können wir das schultern und auch bezahlen? Diese Frage gestellt sich der Vorstand des Heimatvereins mit ihrem Schatzmeister Edelbert Schäfer, denn nach ersten Schätzungen sollten die Arbeiten am kleinen Speicher etwa 55000 bis 65000 Euro kosten. Doch nach Rücksprache mit verschiedenen Behörden, besonders mit der Stadt Warstein, die auch Eigentümerin von Stütings-Mühle ist, wurden bereits im Herbst 2014 die ersten finanziellen Zusagen gemacht. Ohne Eigenleistung war es nicht möglich dieses Fachwerkhaus wieder so herzustellen wie es ursprünglich aussah und mit den Nachtwächtern und Kanonieren fand man zuverlässige Partner. Diese haben vom ersten Tag bis zur Fertigstellung am 25. April 2018 2330 Stunden ehrenamtlich gearbeitet. Nicht alle Arbeiten konnten sie ausführen, diese übernahmen heimische Handwerker, wie Gartengestalter, Maurer, Zimmerleute, Installateure und Maler. „Aus förderlicher Sicht ist das Vorhaben jetzt abgeschlossen“, berichtete Schäfer und erwähnte, dass durch Förderungen, Spenden und Eigenanteile des Heimatvereins 60000 Euro zusammen gekommen sind. 

So zeugte sich der Kleine Speicher im Januar 2018 – fast fertiggestellt. 

„Gemeinsam geht viel!“ unter diesem Slogan haben die Erbauer unter fachlicher Leitung von Adalbert Friederizi und Franz-Josef Schiermeister dieses Werk geschaffen. Das Gebäude musste komplett abgetragen, gut erhaltenen Eichenbalken, Backsteine und Dachpfannen zur Wiederverwendung aufgearbeitet werden. „Und so haben wir das Haus, nach Rücksprache mit der Unteren Denkmalbehörde, komplett abgetragen. Allein das Fundament, 100 Kubikmeter Faulschiefer, mit Schubkarren über den Mühlengraben weggefahren“, berichtete Schiermeister weiter. Der Arbeitskreis Mühlrad hat vorbildlich mitgewirkt, die Eichenbalken passend gesägt und mit Zimmermann Martin Dicke das Fachwerk aufgestellt. An über 2000 Backsteinen haben die Männer den alten Mörtel abgepickt und diese Steine wieder verwendet. Gemauert wurde mit historischem Mörtel und die Isolierung im Innenbereich mit Lehm verarbeitet. Fenster nach dem Original nachgebaut und im Anbau, er nicht unter Denkmalschutz steht, eine Toilette installiert. Selbst die schwarzen Drehschalter und Steckdosen sind historisch, sie sind aus Bakelit. Nach diesen Informationen hatte jeder der Gäste die Gelegenheit das Gebäude zu besichtigen. Es ist ein schmucker kleiner Speicher mit einer kleinen Ausstellung und Dokumentation der Belecker Nachtwächterzunft und der Sturmtagkanoniere. (msp) 

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