Ausstellungseröffnung im Sakralmuseum – 750 Jahre Deutscher Orden in Mülheim

750 Jahre Deutscher Orden in Mülheim, ein Jubiläum, dass vom Heimatverein Mülheim-Sichtigvor-Waldhausen und der Kirchengemeinde schon am 19. und 20. November 2016 mit eine Ausstellung in der St. Margaretha-Kirche Sichtigvor begangen wurde. Leider war die Ausstellung nur an zwei Tagen möglich, zum Leidwesen der Organisatoren, die sehr viel Arbeit in diese Ausstellung investiert hatten. Erst durch die Zusammenarbeit des Heimatvereins und des Belecker Annokreises wurde es möglich alle Exponate im Sakralmuseum Schatzkammer Propstei vom 20. Mai bis zum 2. Juli 2017 auszustellen.

Pastor Markus Gudermann, Pastor i.R. Josef Sauerwald, Willi Eickhoff, Willi Hecker, Hanna Klauke, Peter Kretschmer und Joseph Friederizi bei der offiziellen Eröffnung der Ausstellung „750 Jahre Deutscher Orden in Mülheim“, zu sehen im Belecker Sakralmuseum.

„Es ist sehr schön, diese Ausstellungsstücke in Belecke zu präsentieren. Wir denken, es hat einen Sinn den Interessierten Bürger die Geschichte aus dem Möhnetal über die Stadtgrenzen hinaus zu zeigen, denn sie hat keine lokale Bedeutung,“ erklärte Ortsheimatpfleger Willi Hecker und freute sich über die gute Zusammenarbeit. Zumal das Sakralmuseum in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen begehe, sei es eine Bereicherung, führte er weiter aus und erklärte die verschiedensten Exponate.

 

Der Deutsche Ritterorden ist in Europa etwas ausgefallenes. Gegründet wurde der Orden erst 100 Jahre nach der Zeit der Kreuzzüge in Akkon, in der Nähe von Haifa. Die Ritter hatten es sich zur Aufgabe gemacht die Pilger im christlichen Jerusalem medizinisch zu betreuen und sie vor Übergriffen anderer Herrscher zu schützen. Dies sprach sich im deutschen Reich herum und wurde so populär, dass viele Menschen Geld spendeten. Um 1266 lebte in Mülheim ein kinderloses Ehepaar die ihr Seelenheil suchten und den Orden unterstützen. Sie sorgten dafür dass der Orden im Möhnetal eine Niederlassung, eine Kommende, errichten sollte. Hier wurden, wie in vielen anderen Gegenden auch, Ritter ausgebildet, in das heilige Land ausgesendet und das Christum auch in den baltischen Staaten verbreiteten. 30 Komturen, Inhaber des mittleren Ordensgrades im geistlichen Ritterorden, leiteten über viele Jahrhunderte die Kommende in Mülheim und hatten immer zwölf Ritter in Ausbildung. Auch wirtschaftlich war die Niederlassung wichtig für das Möhnetal. So besass die Kommende im 17. Jahrhundert in 23 Dörfern Güter und die Bauern mussten ihre Abgaben leisten.

Erst Landkomtur Franz Wilhelm von Fürstenberg und sein Bruder, der der damalige Bischof in Paderborn, bauten 1682 in Mülheim ein großartiges Schloß für den westfälischen Ritterorden. „Doch die Bedeutung für das Schloß endet nicht mit der Säkularisation, hier wurde der Grundstein für das Amt Warstein gelegt, es war das Amtsgebäude. Und das ist vielen Warsteiner nicht bekannt“, berichtete Hecker weiter. Von 1809 bis 1839 wurde das Amt Warstein hier verwaltet, es war etwas größer als die heutige Stadt und im Schloß arbeiten und lebte der Amtsmann der auch Amtsrichter war mit seiner Beamtenschaft. Denn im damaligen Amt gab es für die Beamten keine standesgemäßen Wohnungen.

Erst 1840 bekam das Gebäude eine neue Bedeutung. Für die Ordensgemeinschaft der Salesianerinnen, Schwestern von der Heimsuchung Mariä, war es nun ein Kloster. Damit die Nonnen hier in Ruhe beten konnten wurden einfach die Mauern um das ehemalige Schloß erhöht“, erzählte Hecker weiter. Doch nur Beten machte wohl keinen richtigen Sinn und so widmeten sich die Nonnen einer neuen Aufgabe, sie führten eine höheren Töchterschule. Fast nur Adelstöchter lernten hier und die Schule wurde so bis ca. 1876 geführt. Danach übernahmen die Franziskanerinnen das Kloster und initiierten hier eine Haushaltsschule bis 1940. Nach dem zweiten Weltkrieg zog erst das Rüstungsunternehmen Hösch hier ein, dann wurde es ein Waisenhaus und heute denkt man über eine neue Nutzung nach.

Dieses Messgewand von 1450 ist eine der Besonderheiten der Ausstellung, das Kreuz ist Original, die anderen Teile sind in den letzten Jahrhunderten mehrmals mit neuen Stoffen ausgebessert.

Abbildungen von den Komturen werden den Besucher der Ausstellung als erstes auffallen. Dazu gehört auch der Gründer von Sichtigvor, August Oswald von Lichtenstein, er wirkte hier von 1653 bis 1663 und war einer der ersten Komturen, die sich um die Gegend südlich der Möhne genauer anschauten und hier die erste Behausung eine Dorfes vorschlug. Besonders viel Arbeit hatte Willi Eickhoff in die Ausstellung investiert. Auf einigen großen Tafeln hat er sich mit der Architektur des Klosters, der Kirche und der Schule befasst. Messgewänder, wie sie in den letzten Jahrhunderten in der Kirche und im damaligen Schloß getragen wurden, sind bis heute noch sehr gut erhalten. Das Messgewand von 1450 ist eine Besonderheit. Das Kreuz ist noch Original erhalten und durch mehrmalige Reparaturen sind hier Stoffe aus mehreren Jahrhunderten verarbeitet.

Die päpstliche Bulle ist auch im Besitz der Kirchengemeinde und eine der Besonderheiten dieser Ausstellung. Willi Eickhoff, Pastor Markus Gudermann und Joseph Friederizi sind sehr interessiert. 

Ein weiteres Highlight ist die Päpstliche Bulle, sie ist im Besitz der Kirchengemeinde. Lateinlehrer hatten versucht sie zu übersetzten, doch leider konnte keiner diese Texte lesen. Erst nach intensiver Recherche durch Helmut Fröhlich hat man einen Übersetzer in Wolfenbüttel gefunden, der diese Aufgabe übernahm. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine vatikanische Lasteinsprache handelt, die nur sehr wenige Übersetzer lesen können. Doch man war in Sichtigvor sehr gespannt auf den Inhalt. Es stellte sich heraus, das nur über die Vermögensverhältnisse eines Geistlichen geschrieben wurde.

Die Kirche verlangte in den letzten Jahrhunderten von seinen Gläubigen pro Jahr zwei Pfund Wachs für die Kerzen. Diese Abgaben wurden in einem Buch eingetragen und das schon seit 1774. „So habe ich herausgefunden, wann welches Haus in Mülheim, Sichtigvor und Waldhausen gebaut und wer dort gewohnt hat“, freute sich Hecker. Das es in den vergangenen Jahrhunderten keine Banken gab, verlieh die Kirche auch Geld an Personen, die nötig einen Kredit benötigten. Fünf Prozent Zinsen waren über viele Jahrhunderte Standard, auch dies ist in einem Buch festgehalten.

Die Ausstellung ist ab dem 20. Mai bis 2. Juli 20127 immer mittwochs, samstags und sonntags von 15 -17 Uhr geöffnet. Ausserhalb dieser Zeit sind Sonderführungen nach telefonischen Vereinbarung, Tel. 02902 71132, möglich. 

msp 18.5.2017

 

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