Diplomarbeit über den „Kleinen Speicher“

Eigentlich war das vier mal fünfeinhalb Meter kleine Fachwerkhäuschen kaum mehr jemandem aufgefallen.
Hinter den schmucken Gebäuden von Stütings Mühle jenseits des Westergrabens und fast verborgen hinter dichtem
Buschwerk schlief es seinen „Dornröschenschlaf“. Spätestens jedoch, nachdem die Naturbühne direkt davor im
vorletzten Jahr vom Kultur- und Heimatverein seiner Bestimmung übergeben wurde, fielen die Blicke wieder auf das
winzige verfallene Haus. Einem war der marode Zustand des etwa 180 Jahre alten Gebäudes bereits vorher ein „Dorn im Auge“. 

Marc Schenuit, der nach seiner Zimmermannausbildung den Erhalt des „kleinen Speichers“ zum Thema seiner Diplomarbeit
gemacht hatte – mit dem Ziel diesen zu erhalten. Damit rannte der Student dem Vorstand des Kultur- und Heimatvereins „Badulikum“,
sowie dem zu Rate gezogenen Architekt Johannes Ulrich Blecke offene Türen ein. Die Untere Denkmalbehörde und die
Stadt Warstein als Eigentümerin wurden informiert. Nach drei Ortsbesichtigungen, immer mit der Diplomarbeit Schenuits  
als Grundlage, waren sich die Beteiligten einig, das dieser „kleine Speicher“ nicht weiter dem Zahn der Zeit zu überlassen sein sollte.
Die Finanzierung – 60.000 Euro wurden veranschlagt – erfolgt zu zwei Dritteln aus Fördergeldern der NRW-Stiftung, ein Drittel müssen
in Eigenleistung erbracht werden.  Architekt und Denkmalpfleger haben sich auf einen kontrollierten Rückbau geeinigt, dabei möglichst
viel der historischen Bausubstanz erhalten und für den Wiederaufbau verwendet werden kann. „Eine Sanierung im Bestand ist in diesem
Zustand kaum zu realisieren und zudem doppelt so teuer“, so Blecke.
 
Bereits seit einigen Wochen arbeiten der Architekt, unterstützt von Marc Schenuit und den Mitgliedern der Nächtwächterzunft
und den Sturmtags Kanonieren – die das Häuschen anschließend nutzen möchten – daran, das Gebäude in seiner Bestandteile zu
zerlegen. „Zunächst musste jedoch ein Abbruchkonzept erstellt, die Baustelle gesichert, die Zuwegung in Form einer Brücke
errichtet werden“, erklärt Schenuit die umfangreichen Vorarbeiten.
Schließlich konnte das Gerüst errichtet werden, um Zugang zu Dach und Wänden zu bekommen, damit diese zurück gebaut
werden können. Mittlerweile sind die Männer dabei letzte Ziegel der Gefache freizulegen, von Speisresten zu befreien und alles
ordentlich aufzustapeln. Genauso wird dann bald mit den Holzbalken verfahren. Für einige Arbeiten werden heimische Handwerker
engagiert. „Das ganze Haus ist 17 Zentimeter aus dem Lot – da etwa muss ein Fachmann ran.“
Trotz ungemütlicher Temperaturen und Nieselregen macht die Arbeit den Männern Freude: „Manche spielen nach
Feierabend mit ihrer Märklin-Eisenbahn – wir bauen uns ein Haus auf. Was gibt es Schöneres?“ Diese Motivation und
weiterhin milder Winter vorausgesetzt soll am Sturmtag das Richtfest gefeiert werden. 
 
Bericht und Fotos: Gaby Schmitz
 
 

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