Lina und Maike haben ihr Lieblingskraut gefunden: „Das riecht wie Pizza“, stellen die Schülerinnen fest und tauchen ihre Nasen noch mal in den Strauß aus Thymianzweigen. Dass das „Pizzakraut“ früher als Ersatz für Zahnpasta und Mundwasser diente und auch bei Keuchhusten Linderung versprach, das war ihnen jedoch noch nicht bekannt.
Traditionell hatte die Pfarrgemeinde zum alljährlichen Krautbund binden ins Jugendheim geladen. Am Sonntag nach Maria Himmelfahrt werden diese dann während des Gottesdienstes gesegnet, um dann anschließend in den Häusern aufgehängt und ihre Heil bringende Wirkung entfalten können. Ihren Ursprung hat der alte Brauch in einer christlichen Legende: So ist es aus der Bibel überliefert, dass die Apostel, die einst das Grab Marias öffneten, statt des Leichnams duftende Heilkräuter vorfanden. Getrocknet oder als Tinktur verarbeitet dienten die Pflanzen später dem Schutz vor Gewitter und Seuchen. Aus dem frommen Wunsch, dass die geweihten Kräuter durch Gottes Segen ihre Heilkraft entfalten, entsprang das überlieferte Wissen, dass bestimmten Pflanzen tatsächlich heilende Wirkungen zugesprochen werden konnten. „Auch heute machen wir bei Schnupfen noch ein Kamillen-Dampfbad“, verweist Birgit Kußmann darauf, dass diese Erkenntnisse durchaus noch „up-to-date“ sind.
Aufgrund der unbeständigen Wetterlage hatten „Kräuterexperte“ Friedel Sprenger und Alexandra Willecke bereits „ordentlich vorgearbeitet“. Dost, Goldrute, Weizen, Scharfgabe, Salbei und zahlreiche weitere Kräuterhäufchen waren auf dem langen Tisch aufgereiht, versehen mit Schildern, die Auskunft über ihre Wirkweise gaben. Nachdem alle Pflanzen vorgestellt und die ihnen zugesprochenen Heilkraft erklärt worden war, ging es ans Binden. Traditionell besteht das Belecker Krautbund aus 24 Kräutern, hübsch zusammengebunden und mit einer Krone aus Beifuß und Königskerze verziert. Tatkräftig verarbeiteten die Kids die duftenden Rohstoffe zu zahlreichen Bunden, die sie anschließend stolz Eltern und Großeltern präsentierten. Anneliese Heiß hatte ihre Enkeltochter zu der letzten Ferienspaß-Aktion begleitet: „Die Kinder lernen hier nicht nur Wissenswertes über die Pflanzen und die Überlieferung des Krautbindens, sondern sie bekommen so auch vermittelt: Achtet die Natur. Das ist gerade in der heutigen Zeit wichtig.“
Fotos und Text: Gaby Schmitz