Verleihung des Bürgermeister-Wilke-Preises 2015 an Hermann Kroll-Schlüter

 

„Der Jahrgang 1939 hat eine Persönlichkeit hervorgebracht, der wir heute danken wollen mit der Verleihung des Bürgermeister-Wilke-Preises. Kein anderer steht heute im Mittelpunkt, so hat es der Beirat des Kultur- und Heimatvereins Badulikum einstimmig beschlossen, als Hermann-Kroll-Schlüter“, so begann Hans-Jürgen Raulf seine Laudatio auf den neuen Preisträger im Königssaal der Belecker Schützenhalle. Vertreter aller Belecker Vereine waren anwesend und bekundeten diese Entscheidung mit langanhaltendem Beifall. 

 

Hermann Kroll-Schlüter besuchte die Volksschule in Belecke, es folgte eine landwirtschaftliche Lehre mit Praktika in Frankreich und England, 1965 schloss er seine Ausbildung mit der Meisterprüfung ab. Nach dem Erwerb des Diploms des Sozialinstituts Kommende Dortmund und erfolgreicher Teilnahme am Fernstudium für theologische Laienbildung wurde Hermann Kroll-Schlüter Bundesvorsitzender der katholischen Landjugendbewegung im Bund Deutscher Katholischer Jugend.

Sein Interesse galt schon immer der Politik. Er trat der Jungen Union bei, arbeitet im Stadtrat und vertrat uns von 1972 bis 1990 im Deutschen Bundestag. Im Alter von 30 Jahren wählten ihn beiden Fraktionen des Belecker Stadtrates zum Bürgermeister von Belecke, er stellte die Weichen zur kommunalen Neurodung 1975. In seiner Amtszeit wurden folgende Entscheidungen getroffen:

Schulverband Möhnetal – Bau der Hauptschule in Belecke,

Integrationshilfe für Gastarbeiter,

Erstellen einer Ortssatzung zum Erhalt der Fachwerkhäuser in der Altstadt,

Tennisplätze am Kaiser-Heinrich-Bad wurden erweitert,

Bau der Schul- und Theateraula,

Bebauungsplan Kallerweg, Beckerhaan, Gewerbegebiet Wiebusch,

Sachkundige Bürger wurden berufen,

Herausgabe des Buches „Präsidium Baduliki“ von Josef Rubarth,

Nach 200 Jahren wieder Einführung des Schnadezuges (1971),

Verfassen einer Dokumentation unter dem Titel „Stadt Belecke 1974, Rückblick – Ausblick“.

Alle Entscheidungen waren zukunftsorientiert nach seinem Motto: „Information – Diskussion – Entscheidung“ oder wie Adolf Kolping es ausdrückte: „Sehen – Urteilen – Handeln“. Nach seiner Zeit als Belecker Bürgermeister war er noch weitere 15 Jahre Bürgermeister der Stadt Warstein.

Der Preisträger lebt nach der Devise: „Schütze deine Heimat, da wo du fest verwurzelt bist, da wo du geboren bist und getauft wurdest, da wo du aufgewachsen bist, da wo deine Freunde sind, da wo du dich wohl fühlst. Die Heimat schützen heißt, sie immer wieder zu erneuern, mit Leben zu füllen in der Gemeinschaft mit allen Bewohnern. Den Ort, die Stadt immer aufs Neue leben und liebenswerter zu gestalten.“

Es ist nicht verwunderlich, dass er auch für die Vereinsgemeinschaft immer ein offenes Ohr hatte und hat. Gerne hält er Vorträge bei seinen Vereinsmitgliedern oder in politischen Kreisen, er hält Festreden bei Jubiläen. Selbst die „Unwuisen“ waren stolz, dass ihr MdB Hermann Kroll-Schlüter zu ihrem 20-jährigen seine Heimatgedanken zum Ausdruck brachte.

Heut lebt er die Traditionen, er war 1986 zusammen mit seiner Ehefrau Adelheid Königspaar der Bürgerschützen und es ist eine Selbstverständlichkeit, dass er mit weißer Hose, schwarzem Jackett, Schützenhut und Holzgewehr in der ersten Rotte der Nordkompanie mit marschiert. Der Belecker Männerchor konnte von seinen Beziehungen profitieren. Sie sangen beim damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens vor dem Portal der Villa Hammerschmidt in Bonn. Als Präsident des internationalen Katholischen Landvolkes und der Agrimissio, mit Sitz und Sekretariat im Vatikan, erreichte er es, dass der Chor im Petersdom in Rom ein Hochamt mitgestalten konnte. Ein einmaliges Erlebnis für alle Teilnehmer.

Kroll-Schlüters Devise: „Möglichkeiten sehen um Gemeinschaften zu stärken. Beziehungen nutzen um das Mögliche zu realisieren“. Bei all seinen Aufgaben und Verpflichtungen, ab 201 bis heute als Präsident des Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienstes ILD, findet er immer Zeit für ein Wort, ein Gespräch einen Vortrag, eine Festrede. „Verantwortung hat unser heutiger Preisträger übernommen für seine Mitbürgerinnen und Mitbürger“, so endete die Laudation vom Vorsitzenden des Kultur- und Heimatvereins Badulikum Hans-Jürgen Raulf. Langanhaltender Beifall folgte. Anschließend überreichte Raulf dem Preisträger Hermann Kroll-Schlüter die Bürgermeister-Wilke-Medaille und Urkunde.

Auszug aus der Laudatio von H.J. Raulf

Standing Ovations für Hermann Kroll-Schlüter

Nach der Übergabe von Urkunde und Medaille bedankte sich Hermann Kroll-Schlüter für die Auszeichnung: 

Ich bin gerne unter Menschen. Rede gerne mit Menschen. Adenauer hatte einmal gesagt: „Nimm die Menschen so wie sie sind, andere gibt es nicht.“ 

Verantwortung gibt dem Leben einen Sinn

Um die Zukunft zu gestalten braucht man keine großen Verwaltungen. Aber große Anstrengungen. Und klare Entscheidungen. Wir müssen uns also kräftig anstrengen und uns darüber klar werden, dass es ohne Fleiß, Pflichterfüllung und Verantwortungsbereitschaft nicht geht. Dieser Eigenschaften haben etwas mit praktischer Verantwortung zu tun. Man muss etwas tun können, etwas gemeinsam wollen dürfen. Lebenskultur hat mit sozialer Verantwortung zu tun. Wir müssen uns einsetzen können für die Entfaltung des Glaubens, der Freiheit und der Heimat.

Das Wichtigste: Freiheit braucht Verantwortung. Freiheit ohne Verantwortung ist Chaos.

Dietrich Bonhoeffer: Es kommt darauf an, nicht das Beliebige zu tun, sondern das Rechte, nicht der Gedanke, sondern die Verantwortungsbereitschaft ist der Ursprung der Tat.

Verantwortung setzt Freiheit voraus, wie Freiheit nur in Verantwortung bestehen kann…

Verantwortungsbereitschaf – Wo so etwas wachsen kann? Wo sie unverzichtbar ist?

In der HeimatHeimat ist eine der mächtigsten menschlichen Wirklichkeiten. Heimat ist nicht der Traum von der guten alten Zeit sondern eine prägende Kraft. Heimat bedeutet ein Leben aus geistigen Kräften der Kultur, der Geborgenheit, der Verbundenheit und der Verantwortungsbereitschaft. Heimat ist nicht eng sondern weit. Heimat schließt nicht ab. Heimat kann man nicht konsumieren, sie muss erlebt und gelebt werden. Heimat will begehrt und gestaltet werden. Unsere Heimat ist ein Teil der Welt. Sie ist etwas, was uns einen Platz in dieser Welt verschafft. Heimat hält den Blick auf die Welt frei. Auf dieses Heimatbewusstsein und diese verantwortete Freiheit sind Deutschland und Europa angewiesen.

Ich wünsche der Belecker Bürgerschaft eine Zukunft, die geprägt sein möge von Einigkeit und Recht und verantworteter Freiheit

Hermann-Kroll-Schlüter

Belecker Sturmtag 2015

 

Eine Besonderheit hatten sich die Organisatoren des Kultur- und Heimatvereins Badulikum für die Sturmtagsfeier erarbeitet.

Das Wirtschaftswunder des letzten Jahrhunderts in Belecke. Doch sie meinten damit nicht die Industriebetriebe und Geschäfte, sondern Kneipen, Cafés und Hotels. Es gab in Belecke zu dieser Zeit 22 Wirtschaften! Wenige in den Neubaugebieten Sellerberg und Lanfer, aber es waren so viele, dass diese Wohngebiete gut versorgt waren. Anders sah es in der Altstadt und Bahnhofsbereich aus. Dort war der Bestand an Wirtschaften um ein vielfaches größer. Damit sich jeder der Besucher der Sturmtagsfeier in die Zeit versetzen konnte hatte Franz-Josef Schiermeister Fotos alle Kneipen zu einer Powerpoint-Präsentation zusammengestellt und Hermann Jesse hatte sie zusammen mit Helmut Cruse mit kleinen Anekdoten und persönlichen Erinnerungen kommentiert. 

Zur weiteren Unterhaltung sorgte der Belecker Männerchor, der Projektchor (Martin Krömer), der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Warstein, Löschzug Belecke (Björn Friederizi), und die Musikvereinigung Belecke (Alexander Sojka).

 

21.5.2015

Text und Fotos: Michael Sprenger

 

 

 

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