Gemischter- Chor-Konzert ein Super-Erfolg

15.11.2014

War es Magie? Fast schien es am Samstagabend so, als hätte Chorleiter Markus Loesmann seinen fiktiven Taktstock (er benutzt lieber seine Hände als Zeichengeber) gegen einen ebenso unsichtbaren Zauberstab eingetauscht. Wie im Flug vergingen die zweieinhalb Stunden, die der Gemischte Chor mit insgesamt 23 „Magic Songs“ gefüllt hatte. Dass das Erarbeiten der zum Teil anspruchsvollen Stücke nichts mit Hokuspokus zu tun hatte, lies sich dabei allenfalls erahnen … .

Was war das Geheimnis? Zunächst – natürlich – die Auswahl des Repertoires. Da gaben sich „Die Toten Hosen“, Drafi Deutscher, Michael Jackson, Peter Maffay, Leonhard Cohen, Udo Lindenberg, MIA und die Les Humphries Singers die Klinke in die Hand. Flotte Titel und emotionale Songs wechselten sich gekonnt ab. Nicht fehlen in den angekündigten „Top Ten“ durften auch einige Musicaltitel wie „You`ll be in my Heart“ aus Tarzan oder „Starlight Express“ und weltbekannte Lieder der Filmgeschichte, etwa der Titelsong aus „Exodus“. Apropos Filmtitel: Die Prise „Zaubersalz“ bekam das Konzert sicherlich durch die Darbietungen der „Projektchöre“ – Männer und Frauen sangen auch getrennt – und die zahlreichen Soli. Neben Doris Eickhoff, Sabine Cruse, Winfried Heine, Georg Ortkemper glänzten hier vor allem Christina Herbst und Eva Schulte.

 

Eva Schulte

Georg Ortkemper

Sabine Cruse

Christina Herbst

Doris Eickhoff

Beide intonierten Songs aus dem schwedischen Musikdrama „Dem Himmel so nah“ und ließen die limbischen Systeme der Zuhörer, jene Teile der Gehirne, die für die Emotionen zuständig sind, „tanzen“ – sorgten für begeisterte „Wow`s!“ und vom Klatschen schmerzende Handinnenflächen. Was war es noch, das bewirkte, dass sich das Publikum am Ende aus seinen Sitzen erhob und minutenlang Applaus spendete? Da waren etwa die kleinen liebevollen Inszenierungen am Rande der stimmgewaltigen Hauptakteure. Das sich wiegende Tanzpaar, das zum „Kriminal Tango“ auf dem Vorbühnenparkett argentinische Schwermütigkeit versprühte oder Margret Becker in ihrer Gastrolle als in die Jahre gekommener „Butterfly“ des französischen Schmusesängers Danyel Gérard. Visuelle Unterstützung bekam auch Sabine Cruse in ihrem Solo aus Disneys Pinocchio. Ehemann Helmut zog am Bühnenrand die Fäden – an der lebensgroßen Marionette, dargestellt von dem gemeinsamen Sohn Roman. Um Beistand bat Loesmann auch das Publikum. In Monty Pythons „Always look on the bright side of life“ übernahmen die Zuschauer den Pfeifpart: „Das klingt schon jetzt besser als bei euch! Denkt dran, das ist unser Konzert!“ lobte der Chorleiter den Backgroundchor bereits für den ersten Versuch. „Interaktion mit dem Publikum ist wichtig, deshalb singen wir auch ohne Notenblätter“, erklärt Loesmann flott weiter und kommt schwuppdiwupp mal an die Bühnenkante. „Wer hat hier schon mal ein Solo gesungen?“ fragt er ins Dunkel. Zwei zaghafte Finger zeigen gen Himmel. Der junge Mann in der ersten Reihe räumt ein, dass sein großer Auftritt bereits zu Schülerzeiten war. Loesmann wendet sich der älteren Dame unterm Balkon zu, fragt scherzhaft: „Hätten Sie noch mal Lust?“ Die Frau mit dem weißen Haar erhebt sich. „Die macht das wirklich!!“ Und was dann passierte raubte dem Zuhörern regelrecht den Atem. Kaum am Mikro angekommen röhrte die 71-jährige los: „Unchain my heart“ – Joe Cocker hätte seine Freude gehabt! Fassungslose Blicke gingen in einen gewaltigen Beifallssturm über. Die Überraschung war gelungen! Loesmann deckte auf: „Ich kenne die Dame!“ Maren de Vries singt in dem Hovestädter Chor des ambitionierten Chorleiters.

Kriminal-Tango

Maren de Vries

Wobei wir bei Markus Loesmann angekommen sind. Der 50-jährige hatte auf die übliche Variante der Moderation verzichtet: Titel, Komponist, Sänger – fertig! – und das war gut so. Mit „Schmackes“ leitete er durchs Programm und lieferte dem amüsierten Zuhörer einen Einblick in die Probenwelt des Gemischten Chors. So erfuhren die Musikliebhaber in der vollbesetzten Schulaula, dass besonders die Damen, bevor es in den Probenraum im Deutschen Haus geht, zunächst einen Thekenstopp mit Tee, Schokolade oder Schnäpsken einlegen, dass die jüngeren, den älteren Sängern die englischen Texte in Lautschrift „umschreiben“, dass nicht jeder neue Titel auf Begeisterung stößt und dass, „das mit dem Atmen ganz wichtig ist. Wenn man das dem Chor vermittelt, ist singen ganz einfach und macht einen Mordsspaß!“ Wobei wir wohl beim eigentlichen „Magic Moment“ des Abends angekommen sind. Ob dieser Spaß am Singen, den der Chor uneingeschränkt vermittelt und an sein Publikum weiter zu geben vermag, einzig an der Atemtechnik liegt, ist jedoch zu bezweifeln. „Was ich Ihnen hier heute über den Gemischten Chor erzählt habe, ist der Grund, warum ich so gern nach Belecke komme“, bekennt der Lippetaler Chorleiter abschließend, „das hat mit Harmonie, Freude und mit diesen Menschen hier auf der Bühne zu tun, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind!“ Mit einem Applaus für „Markus“ machten die Sänger klar: Uns geht’s ebenso! Doch Loesmann wäre wohl nicht Loesmann wenn er nicht zum Abschluss noch ein As aus dem (Zauber)-Ärmel gezogen hätte und das lang gehütete Geheimnis um das nächste Projekt lüftete: „Im März 2016 werden wir hier an dieser Stelle das Musical „Amazing Grace“ auf die Bühne bringen.!“ Er lud alle Interessierten ein dem Chor beizutreten: „Ich würde euch alle gern beim Probenabend wieder sehen!“

 

Magic Songs

Magic Songs

„DANKE und bis zum nächsten Konzert“, sagt Chorleiter Markus Loesmann

Der Chor probt immer freitags von 18.30 bis 20 Uhr im Deutschen Haus in Belecke.  

Text und Fotos stellte Gaby Schmitz zur Verfügung – DANKE

 

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