„Das war so schön, das hat mich nie wieder losgelassen.“ Auch wenn es mehr als sechs Jahrzehnte her ist, Herbert Beele erinnert sich noch genau an den Besuch bei der Familie von Hans-Werner Rose in der Kampstraße. Fasziniert stand er damals als Vierjähriger vor der Krippe. Inzwischen ist aus der Faszination eine Leidenschaft geworden, der gebürtige Belecker und Wahl-Elsper hat in 30 Jahren „rund 60 bis 70 Krippen“ verschiedenster Stilrichtungen in seinem Bastelkeller gebaut. Mehr als 20 seiner Werke präsentiert er ab sofort in einer Sonderausstellung in der Schatzkammer in Belecke.
v.l. Joseph Friederizi, Alfred Tigges, Alfred Henke, Herbert Beele, Pastor Markus Gudermann, Bernd Görlich, Alois Breitkopf und Peter Kretschmer.
Herbert Beele ist gebürtiger Belecker, wurde dann aber „nach Elspe ausgeliehen“, wie es Joseph Friederizi als Sprecher des Anno-Museumskreises schmunzelnd formulierte. Dass er jetzt wieder regelmäßiger in seiner Heimatstadt zu Gast ist, liegt in einer Rom-Wallfahrt begründet: Dort traf er nicht nur etliche Jahrgangskolleginnen und -kollegen wieder, sondern auch seinen Schulkameraden Erzbischof Hans-Josef Becker. Der 66-Jährige freut sich über die inzwischen wieder engene Kontakte und eine „schöne Gemeinschaft mit den Beleckern“: „Ich bin froh, wieder hier zu sein und so viele Kontakte zu haben.“
Diese Verbindungen nach Belecke sorgten auch dafür, dass einige Krippen bereits in Belecker Stuben stehen und fast zwei Dutzend nun in der Schatzkammer bewundernde Blicke auf sich ziehen. Diese bereits durchs reine Betrachten entstehende Faszination, steigerte Herbert Beele noch beim gemeinsamen Rundgang mit den Anno-Kreis-Mitgliedern durch seine Erzählungen. Die erste Krippe baute er damals als frischgebackener Familienvater. „Machst du uns auch eine“, ertönte es anschließend aus den Reihen der Verwandtschaft. Weitere folgten, als der Reitverein der Tochter einen Basar veranstaltete oder als der Fußballverein des Sohnes einen Weihnachtsmarkt ausrichtete. „Wir waren erstaunt, was man dafür bekommen kann“, blickte Herbert Beele zurück. Vor allem aber war es der rege Zuspruch, der ihn zu weiteren Basteleien im Keller animierte. „Wenn es regnet, verkrieche ich mich im Keller“, erzählt er. Oder aber „wenn meine Frau Liebesfilme schaut…“
So ganz alleine aber lässt Ehefrau Ute ihren Mann beim Krippenbauen aber nicht – sie war es, die die zündende Idee für die dekorativen Bäumchen hatte. „Die Wurzeln sehen doch aus wie Bäume“, entfuhr es ihr beim Spaziergang im Wald. „Kyrill kam gerade richtig für mich“, so der 66-Jährige. Auch im Bekanntenkreis hat sich die Leidenschaft für den Krippenbau rumgesprochen, immer wieder bekommt er altes Eichenholz für neue Kreationen. „Das alte Holz ist so dermaßen fest, die Bandsägeblätter gehen regelmäßig flöten“, erzählt er von den Schwierigkeiten beim Bau.
Neben altem Holz setzt er aber auch andere Materialien ein. Steine beispielsweise. „Die Maurergene sind da“, scherzt der Wahl-Elsper daher auch mit Blick auf die Belecker Beele-Linie, „Handwerk können wir alle.“ Für eine Krippe in Kapellenform holte er sich für die Einfassungen der Fenster und der Tür extra Rüthener Sandstein, das Mauerwerk entstand aus Kieselsteinen. Beim Verputzen der Fachwerkflächen – „Fachwerk ist aufwändiger, aber schön“ – setzt er auf eine Kombination aus „ein Esslöffel Fliesenkleber und drei Esslöffel Fugenkleber“ für die realitätsnahe Darstellung. Für eine Krippe zersägte er auch mal Backsteine fürs Mauerwerk.
Doch auch beim „Feinschliff“ überlässt er nichts dem Zufall: Holz wird gezielt gealtert, Wände erhalten Gebrauchsspuren, Türen und Fenster sind mit selbstgemachten Scharnieren funktionsfähig. Und auch die Axt im Holzblock hat der gelernte Werkzeugmacher im Bastelkeller „kaltgeschmiedet“. Einzig einen Zollstock nimmt er als Hilfsmittel, Pläne gibt es zu keiner Krippe. Und so ist jedes Werk ein Unikat. Mit einer Ausnahme. „Von 60 habe ich nur eine kopiert“, gesteht er ein. Das soll auch so bleiben, damit jeder, der eine Beele-Krippe sein Eigen nennt, sicher sein kann, ein Einzelstück zu besitzen.
„Das ist ein schöner Einstieg in die Advents- und Weihnachtszeit“, so Pastor Markus Gudermann, der ebenso wie Anno-Kreis-Sprecher Joseph Friederizi nun hofft, dass der Funke des Krippen-Faszination nun auf möglichst viele Besucher überspringt. Beim Anno-Kreis ist es bereits passiert: „Wir waren schon beim Einräumen fasziniert über die Detailarbeit“, so Friederizi, „ein Wahnsinn!“ Zu sehen sind die Krippen während der normalen Öffnungszeiten – mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 17 Uhr. Selbstverständlich bietet der Anno-Museums-Kreis auch bei dieser Sonderausstellung nach frühzeitiger telefonischer Voranmeldung unter 02902/71132 wieder Gruppenführungen an. Geplant ist die Krippen-Ausstellung erstmal bis zum 7. Dezember.
Fotos und Text: Christian Clewing
8.11.2014