Hochtechnologie aus Belecke – für den Weltmarkt

Referat von Gerd Flaig im Konzertsaal der Siepmann-Werke.
Ist es wirklich so, dass die Hochtechnologie aus Belecke überall auf der Welt zu finden ist und das schon seit vielen Jahrzehnte? Diese Tatsache hatte Gerd Flaig, Kenner der Montangeschichte in Warstein, in seinem Referat im Konzertsaal der Siepmann-Werke vor über 50 Damen und Herren vorgetragen und bekräftigt. Dazu hatte der Kultur- und Heimatverein Badulikum beim dritten Werkstattgespräch eingeladen. Schon in den vergangenen Jahrhunderten blühte die Industrie an Wester und Möhne, wenn auch nur in kleinen Betrieben, aber es wurde Bergbau in Warstein, Belecker Rüthen und Allagen betrieben. Blei und Eisenerze wurden gefördert und auch gleich im hiesigen Raum weiterverarbeitet. „Man hatte kurze Wege und kaufte in der direkten Nachbarschaft sein Material ein“, erzählte Flaig, „allein in Sichtigvor gab es 70 Kettenschmieden“ führte er weiter aus. An der Wester, die niemals zufriert, wurden verschiedene Hammerwerke betrieben und seit 1824 produzierte die Firma Linnhoff in Belecke Nägel für China und Japan.

Groß war das Interesse der Zuhörer die zum Thema „Hochtechnologie aus Belecke für den Weltmark“ in den Konzertsaal der Siepmann-Werke gekommen waren.

In dieser Zeit lebten in Belecke etwa 93 Familien mit 650 Personen, fast alle lebten sie auf dem Altstadtberg und nur fünf Prozent der Bevölkerung arbeitete in der Metallverarbeitung, 2013 sind es 60 Prozent. Auf dem Warsteiner Hüttengelände gründete die Firma Peters & Cie eine Schmiede und produzierte Schaufeln, Spaten und Gartenzaunspitzen. Schon 1895 übernahmen Hugo und Emil Siepmann diesen Betrieb und 1910 siedelten sie von Warstein nach Belecke, ganz in die Nähe des neuen Güterbahnhofs, eine Grundvoraussetzung für den Weg auf den Weltmarkt. Immer neue Produkte wurden hergestellt und verkauft. In dieser Zeit gab es aber auch einen derben Rückschlag, die Phönix-Werke, die Stiftfabrik, schloss und viele Familienväter wurden arbeitslos. Es herrschte in dieser Zeit Not in Belecke. Die Siepmann-Werke vergrößerten sich und im zweiten Weltkrieg arbeiteten viele hundert Menschen in der Schmiede, es wurde immer weiter expandiert. Doch mit dem Ende des Krieges brach alles zusammen. Aber es hatte auch seine guten Seiten.

Die AEG konnte in Berlin nicht mehr produzieren und so suchten die verantwortlichen Herren neue Produktionsstätten und in einer leerstehnden Werkshalle der Siepmann-Werke begann die erste Halbleiterproduktion. In Spitzenzeiten haben hier 2400 Männer und Frauen gearbeitet, dazu kamen noch 400 Heimarbeiterinnen. Die Siepmann-Werke schafften sich ein zweites Standbein und gründeten 1946 Stahl-Armaturen PERSTA. Aus der AEG entstanden im Laufe der letzten 30 Jahren, den Leistungshalbleiterhersteller eupec und später Infineon, die AEG Elektrophotografie, heute Hitec Imaging, Hitec Engineering, Hologic und AEG Power Solution. Alle diese Firmen beliefern mit ihrer Hochtechnologie den Markt in der gesamten Welt.

Es gab aber nicht nur die zwei großen Betriebe, Risse & Osterholt stellten Leichtbauplatten, Bügelplatten und Terrazzobodenbelege her. Die Firma Esser, 1948 gegründet, stellt Rohre für Kiesgruben und Bergbau her und wurde im vergangenen Jahr weltberühmt, sie lieferten Rohre für das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima in Japan, um die Anlage zu kühlen.

Nach dem Ende des Krieges flüchteten viele tausend Menschen aus dem Osten und suchten eine neue Heimat, im katholischen Warstein wurden diese überwiegend Konfessionsfremden nicht gerne aufgenommen. Es gab immer wieder Probleme, doch schon 1952 gründete man in Belecke eine selbstständige evangelische Kirchengemeinde und eine eigene Volksschule wurde gebaut. Aber die Diskriminierung der Protestanten gab es schon im 19. Jahrhundert. Von 1947 bis 1893 verstand sich der evangelische Pastor Karl Geck und der katholische Pastor Caspar Kleinschmidt überhaupt nicht, daher wurden dann gleichzeitig die Propsteikirche und die evangelische Kirche gebaut. Noch heute erinnert Geckkönig an den Pastor Karl Geck.

Nach dieses umfangreichen Informationen durch Gerd Flaig diskutierten die Geschichtsinteressierten noch über das Thema Hochtechnologie in Belecke, während Heimatvereinsvorsitzender Hans-Jürgen Raulf Präsente an den Referenten, Walter Siepmann und Corinna Schwittay überreichte. Er bedankte sich für das großartige Engagement und das Interesse der Zuhörer.  (msp)

Corinna Schwittay, Walter Siepmann und Gerd Flaig erhielten ein Präsent von Hans-Jürgen Raulf

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