Wenn Bilder Geschichten erzählen …

Der Belecker Kultur- und Heimatverein Badulikum e. V. hat im Jahr des 1075-jährigen Jubiläums der Badestadt, nicht zuletzt veranlasst durch die große Fotoausstellung in der Innenstadt, die nun noch bis Anfang September im Sakralmuseum zu sehen ist, viele weitgehend unbekannte oder vergessene Fotos aus alten Zeiten erhalten. Eines dieser Bilder ist eine aus dem Privatbesitz der Familie Goerke stammende Postkarte des vormaligen Bad Fredeburger Grobbel-Verlages,

die aus den 1950er/60er Jahren stammen müsste. Ein „Alt-Vorderer“ der Seller-Besiedlung erzählt anhand der Postkarte von den Hintergründen und der Durchführung der damaligen Bebauung, die im Wesentlichen ihren Anfang mit der Ankunft vieler

Kriegsflüchtlinge und Heimatvertriebener nahm. Ein hier und da durchaus schwieriges und nicht immer konfliktfreies Kapitel der Belecker Geschichte. Denn die mehrheitlich aus den verloren gegangenen deutschen Ostgebieten stammenden Vertriebenen, die Ende der 1940er Jahre ins Sauerland kamen, waren nicht überall an Möhne und Wester willkommen. Wie andernorts auch, trafen die neuen Bewohner nicht nur auf Zustimmung, sondern gelegentlich auch auf offene Ablehnung und spürbaren Widerstand. Dies legte freilich nach und nach, was dann wiederum den Weg zur Integration öffnete.
Vermutlich wurde die hier gezeigte Aufnahme vom Lodenweg aus, vielleicht mit einem hohen Stativ oder von einer großen Leiter aus, gemacht. Sie zeigt die langsam zunehmende Bebauung des Sellerberges im Belecker Westen. Man erkennt im oberen Drittel die frühe Waldrandbebauung am Ende des Hohlen Weges und, noch recht einsam, ein großes Haus an der Wittekindstraße/Ecke Josef-Löbbecke-Straße. Etwas darunter sieht man die Flachdachbauten der Straße „Im Winkel“, während bildmittig die im Bau befindliche restliche Besiedlung des Nachtigallenweges erkennbar ist. Straßenzüge wie die Goethe- oder die Stefan-Zweig-Straße fehlen noch völlig. Der Sellerberg wurde in den 1970er und 1980er Jahren weiter bebaut und ist heute eine begrünte und gefragte Wohngegend. Zuletzt hat der Abriss der Sellerschule, also der vormaligen Evangelischen Grundschule, an der Mitte des Hohlen Weges viel Platz für mehrere neue Bauplätze geschaffen. Sie konnten allesamt von der Stadt Warstein verkauft werden, und in den nächsten Tagen werden die ersten Spatenstiche der Bauherrn gesetzt. Wie die Zeit das Gesicht eines Ortes verändern kann!

Thomas Schöne
7.8.2013

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